Maßnahmenkatalog des Bürgerinnen- und Bürgerdialogs wird an das Bundesumweltministerium übergeben.
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Bürger*innen-Dialog mit konkreter Botschaft: Pflanzenbasierte Ernährung fördern

Quelle: BMUV © Christoph Wehrer

Ein Bürger*innen-Dialog im Auftrag des Bundesumweltministeriums erarbeitete Empfehlungen für eine gesunde und nachhaltige Ernährung. Die rund 60 zufällig ausgewählten Menschen aus ganz Deutschland richteten ihre Botschaft an die Politik: Die Förderung einer pflanzenbasierten Ernährung ist für Klima- und Gesundheitsschutz zentral.

Die Förderung pflanzenbasierter Mahlzeiten in der Gemeinschaftsverpflegung, die umweltfreundliche Besteuerung und Subventionierung von Lebensmitteln sowie die Einführung eines Umwelt- und Gesundheitslabels für Lebensmittel: Das sind die drei wichtigsten Empfehlungen eines Bürgerinnen- und Bürger-Dialogs, den das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt im Jahr 2022 initiiert hatte. Im Oktober übergaben die Mitwirkenden des Dialogs nach einem 15-monatigen Prozess insgesamt 13 Maßnahmenvorschläge an die Initiator*innen.

Pflanzenbasierte Ernährung als Schlüssel für Klimaschutz

Das globale Ernährungssystem trägt mit bis zu 37 % zu den gesamten Treibhausgasemissionen bei. Insbesondere Ernährungsweisen mit einem hohen Anteil an tierischen Produkten spielen dabei eine entscheidende Rolle. Viele Menschen zeigten bereits jetzt, dass sie bereit sind, ihre Essgewohnheiten zu verändern, so die Autor*innen des Maßnahmenkatalogs. Das zeige sich zum Beispiel am sinkenden Pro-Kopf-Fleischkonsum und am gestiegenen Interesse der Menschen an vegetarischen und veganen Alterna­tiven. Die Empfehlungen konzentrierten sich daher auf die Förderung einer pflanzenbasierten Ernährung und hier konkret auf fünf zentrale Bereiche: Außer-Haus-Verpflegung, Lebensmitteleinzelhandel, Bildung und Medien, landwirtschaftliche Produktion sowie allgemeine Empfehlungen.

Ausgewählte Ergebnisse des Dialogs

Außer-Haus-Verpflegung:

  • In Zusammenarbeit mit zuständigen Ministerien und Kostenträgern sollte sichergestellt sein, dass die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung eingehalten werden. Dazu zählen z. B. Kitas, Schulen und Mensen, Krankenhäuser und Reha-Einrichtungen sowie Betriebsgastronomien.
  • Eine weitere Forderung an die Bundesregierung lautet, dass Kita- und Schulkinder kostenlos verpflegt werden. In Kitas und Schulen sollte grundsätzlich vegetarisches Essen mit einer wöchentlichen Wahlmöglichkeit für Fleisch- und Fischkomponenten angeboten werden, entsprechend den DGE-Qualitätsstandards. Ab 2025 sollten alle neu geschlossenen Catering-Verträge diesen Standard erfüllen. Für eine beitragsfreie Kita- und Schulverpflegung müssten den Ländern und Kommunen ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt werden, erklären die Autor*innen.


Bildung

  • Weiterhin empfiehlt der Bürger*innen-Dialog der Bundesregierung,  sich bei der Kultusministerkonferenz dafür einzusetzen, Nachhaltigkeit mit einem Fokus auf Ernährung als Querschnittsthema in die Lehrpläne von Schulen aufzunehmen. Hierbei sollten die Unterrichtsangebote theoretisches und praktisches Wissen zum Thema nachhaltige Ernährung vermitteln. Als Beispiel nennen die Autor*innen die Bewirtschaftung von Schulgärten oder das gemeinsame Kochen in der Schulküche, sofern die räumlichen Voraussetzungen gegeben sind. Langfristig sollten bei Schulneubauten oder -sanierungen Möglichkeiten zum gemeinsamen Kochen geschaffen werden.
  • Auch sollte bereits jüngeren Kindern das Thema näherge­bracht werden und daher die Nachhaltigkeits- und Ernährungsbildung in Kindertagesstätten ausgebaut werden.
  • Dafür müssten die Ausbildungspläne der Erzieher*innen und Lehrer*innen angepasst werden: Die Bundes­regierung sollte sich in der Kultusministerkonferenz dafür einsetzen, dass die Erzieher- und Lehrer­aus- sowie -fortbildung so angepasst wird, dass das Querschnittsthema Nachhaltigkeit den Lehrkräften ausreichend vermittelt wird und geeignete Unter­richtsmaterialien entwickelt werden.


Allgemeine Empfehlungen

  • Bis zum Jahr 2025 sollte ein Expertinnen- und Expertenrat eingerichtet werden, damit eine nachhaltige Ernährung künftig auf allen Ebenen politisch integriert werden kann. Dieses Gremium soll alle politischen Entscheidungen im Bereich Er­nährung auf ihre Vereinbarkeit mit den planetaren Grenzen und den Klimazielen der Bundesregierung überprüfen.
  • Um eine aktive Beteiligung von Bürger*innen an einem Wandel hin zu nachhaltigen Ernährungsweisen zu fördern, sollte die Bundesregierung Bürger*innen-Initiativen finanziell und strukturell unterstützen, die sich für eine nachhaltige Ernährung einsetzen. Hierzu zählen die Autor*innen unter anderem Ernährungsräte, Bürger*innen-Vereine oder Schulinitiativen, die etwa vegetarische Gerichte in ihren Mensen anbieten oder zu einer nachhaltigen Ernährung beraten.

Bewertung des Maßnahmenkatalogs durch Expert*innen

Parallel wurden 14 Expert*innen aus der Wissenschaft und Praxis eingeladen, die Wirksamkeit und die Akzeptanz der Empfehlungen des Bürger*innen-Dialogs zu bewerten. In ihrem Fazit legte die interdisziplinär zusammengesetzte Runde der Fachleute den Fokus auf drei Maßnahmen, die mit Priorität angegangen werden sollten: die umweltfreundliche Besteuerung und Subventio­nierung von Lebensmitteln, die Integration von nachhaltiger Ernährung als Quer­schnittsthema in Schul- und Kitalehrpläne sowie die Abschaffung von Subventionen für Massentierhal­tung und Förderung der nachhaltigen Landwirt­schaft. Auch das Bundeszentrum für Ernährung gehörte zum Kreis der Fachleute.

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Quellen