Ein Schulmädchen mit geflochtenen Haaren liegt auf dem Bauch im Gras und stützt den Kopf auf ihre Hand.
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Evaluation der Schulverpflegung in der Ukraine

Quelle: pixabay © AdinaVoicu

Mit dem Länderprofil der Ukraine erweitert das Forschungskonsortium der School Meals Coalition die Liste der Praxisbeispiele. Daten und Fakten zur Organisation von Schulverpflegung in Kriegszeiten.

Flächenmäßig ist die Ukraine eines der größten Länder in Europa. Im Jahr 2021 lebten dort etwa 41 Millionen Menschen. Der russische Angriffskrieg führte zu dramatischen Veränderungen in der demografischen und wirtschaftlichen Struktur des Landes, so die Autor*innen der ukrainischen Fallstudie zur Schulverpflegung. Durch kriegsbedingte Abwanderung lag die Bevölkerungszahl 2023 bei etwa 28 Millionen.

Aufrechterhalten des Schulbetriebs

In der Ukraine leben 4,6 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter bis 18 Jahren. Schüler*innen werden in Fern-, Präsenz- oder gemischten Klassen unterrichtet, auch in den Frontlinien des Krieges. Das ukrainische Schulverpflegungsprogramm wurde 2019 umfassend reformiert, um die Qualität der Schulmahlzeiten zu verbessern und Mangel- und Fehlernährung vorzubeugen. Die Pandemie und der Krieg haben die Umsetzung der Reform zwar stark beeinträchtigt, gleichzeitig aber ihre Notwendigkeit unterstrichen, betonen die Autor*innen. Seit 2022 erfährt die Reform eine verstärkte Aufmerksamkeit. So konnte ein landesweites Verwaltungssystem eingeführt werden, das die Modernisierung veralteter Schulinfrastruktur bzw. Schulkantinen ermöglicht und unterstützt. Die Reform nimmt besonders binnenvertriebene Kinder und Kinder, die ein oder beide Elternteile durch den Krieg verloren haben, in den Blick, da diese am stärksten von Ernährungsunsicherheit betroffen sind.

Zentrale Daten und Fakten im Überblick:

  • 0,8 % der Kinder und Jugendlichen im Alter von 5 bis 19 Jahren sind übergewichtig, 0,9 % adipös. Etwa 2,3 % sind fehl- oder mangelernährt, von Ernährungsarmut betroffen oder untergewichtig.
  • Im Schuljahr 2022/23 hatten 68 % der in Betrieb gebliebenen Schulen eine Schulkantine. Fast 1,6 Millionen Kinder und Jugendliche werden mit Schulmahlzeiten versorgt. Einer Schulumfrage zufolge essen 60 % der Kinder und Jugendlichen in der Schule. Die Schulmahlzeiten werden zu 38 % durch die Eltern finanziert, 22 % der Mahlzeiten sind kostenlos.
  • Die befragten Schulen nannten als größte Herausforderung zur Organisation der Schulmahlzeiten Probleme mit der Stromversorgung, eine erschwerte Lebensmittelversorgung, unzureichende Finanzmittel und fehlende Infrastruktur.
  • Je nach Schulform werden 2 bis 5 warme Mahlzeiten am Tag sowie Frühstück zur Verfügung gestellt. Die Schulmahlzeiten werden in der Mehrheit durch in Vollzeit angestelltes Personal direkt in den Schulen zubereitet (69 %) oder die Schulen lagern die Zubereitung der Mahlzeiten aus. Die Belieferung mit Mahlzeiten durch externes Catering ist in der Ukraine nicht typisch, soll aber ausgebaut werden.
  • Die Einhaltung von Schulverpflegungsrichtlinien ist für alle Schulen verbindlich.
  • Ein Kernstück der Reform ist ein transparentes Beschaffungswesen. Gesetzlich geregelt sind etwa finanzielle Obergrenzen für den Einkauf von Lebensmitteln, Verfahren über öffentliche Vergabeplattformen und eine Überwachung der Vergaben durch Kontrollorgane. Als Hauptkriterium für Lebensmitteleinkäufe gilt der Preis. Die Qualität der Lebensmittel muss durch Zertifikate nachgewiesen werden.
  • Die Finanzierung sowohl der Reform des Schulverpflegungsprogramms als auch der Schulverpflegung selbst ist vor dem Hintergrund des russischen Angriffkrieges herausfordernd. Zerstörte Infrastruktur in Schulen und die Ernährungssicherung von Kindern und Jugendlichen sind zentrale Problemfelder.

Kinder sind von Kriegshandlungen besonders betroffen

An der weiteren Umsetzung der Reform arbeiten ukrainische Ministerien, nationale sowie internationale Organisationen und Stiftungen aktiv mit. Die WHO macht in einem Memorandum auf die besondere Bedeutung von kostenlosen Schulmahlzeiten für Kinder aufmerksam, die in der Ukraine direkt von Kriegshandlungen betroffen sind. Vor dem Hintergrund der verheerenden Kriegsauswirkungen muss das nationale Schulverpflegungsprogramm weiter ausgebaut werden, so die WHO. Externe Investitionen und Ressourcen sollten vorrangig eingesetzt werden, um diese Initiative zu unterstützen und eine nachhaltige Infrastruktur zu entwickeln.

Die Autor*innen verstehen die Fallstudie als ein Arbeitspapier, das aktualisiert wird, sobald sich Umstände ändern oder neue Erkenntnisse vorliegen. Die vollständige Studie steht hier zum Download zur Verfügung.

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Quellen