Tagesmütter und Tagesväter sind zugleich für die pädagogische Betreuung und für die Hauswirtschaft zuständig. Sie bereiten Zwischen- und Mittagsmahlzeiten meist selbst zu und gestalten die Mahlzeitensituation mit den Kindern. Beides ist eine große Chance für alltagsbegleitende Ernährungsbildung.
- {{#headlines}}
- {{title}}{{/headlines}}
Ernährungsbildung im Lern- und Lebensraum Kindertagespflege
Die meisten Kinder essen in ihrer Kindertagespflegestelle zu Mittag. Außerdem kommen bei Betreuungszeiten von durchschnittlich 32 Wochenstunden (Kinder unter drei Jahren) weitere Mahlzeiten wie Frühstück oder Zwischenverpflegung hinzu. Sowohl der Betreuungsumfang als auch die Anzahl der Mahlzeiten können sich entscheidend auf die Entwicklung der Essgewohnheiten der Kinder auswirken. Mahlzeiten auch als Bildungsaufgabe zu verstehen, ermöglicht Kindertagespflegepersonen, Kinder an einen selbstbestimmten, gesunden und nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln heranzuführen. Für das Gelingen sind zwei Faktoren wesentlich: Ein gesundheitsförderliches und nachhaltigeres Speisenangebot sowie ein pädagogischer und struktureller Rahmen, der Ernährungslernen möglich macht.
Alltagsbegleitende Ernährungsbildung
Ernährungsbildung kann dabei den Tag begleiten. Der Einkauf der Lebensmittel, die Zubereitung der Mahlzeiten und das gemeinsame Essen unterstützen den Beziehungsaufbau zum Kind, so dass es mit Genuss und Wohlbefinden alltagstypische Erfahrungen machen kann. Bereits eine positive Atmosphäre am Tisch und das Vorbild der Tagesmutter/des Tagesvaters als enge Bezugsperson können prägend wirken. Lesen Sie mehr zur praktischen Ausgestaltung der Ernährungsbildung in der Kindertagespflege beim Bundeszentrum für Ernährung.
Frühkindliche Bildung für nachhaltige Entwicklung
Gesundheitsförderliches und nachhaltiges Handeln lernen
Der „Bildungsort Mahlzeit“ bietet auch mit Blick auf Nachhaltigkeit vielfältige Potenziale. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist im frühkindlichen Bildungsbereich besonders wirksam, denn Kinder lernen im frühen Alter wesentliche Grundwerte gesellschaftlichen Zusammenlebens. Sie erfahren, dass ihr Handeln Auswirkung auf das Leben anderer Menschen und die Umwelt hat. Frühkindliche Bildung für nachhaltige Entwicklung zielt darauf ab, Kinder zu verantwortlichem Denken und Handeln zu befähigen und ihnen die dafür notwendigen Kompetenzen zur Kooperation, Partizipation und Selbstorganisation zu vermitteln. (1)
Pädagogische und strukturelle Rahmensetzung
Die Akteure in der Kindertagespflege blicken aus unterschiedlichen Perspektiven auf Ernährungsbildung und Verpflegung. Eltern wünschen sich die beste Versorgung für ihr Kind, für die freien und öffentlichen Jugendhilfeträger bzw. ihre Fachberatungen steht die gesunde und hygienisch einwandfreie Verpflegung der Kinder und das begleitende Essen lernen im Vordergrund. Kindertagespflegepersonen sollen dem allen trotz ihres oft herausfordernden Betreuungsalltages Rechnung tragen. Für die meisten von ihnen gehört das Handlungsfeld „Gesunde Ernährung“ zum Schwerpunkt im pädagogischen Konzept. Studien zeigen jedoch, dass das Potenzial der täglichen praktischen Umsetzung nicht optimal genutzt wird. (2, 3) Für die Erfüllung dieser Aufgabe benötigen sie nicht nur zeitliche Ressourcen, sondern auch Fachwissen und vielfältige Kompetenzen. Ihre Qualifizierung ist deshalb eine zentrale Voraussetzung. Für Ernährungsbildung brauchen Kindertagespflegepersonen
- Kenntnisse zu Ernährungsempfehlungen für Kinder, insbesondere bis zum Alter von drei Jahren
- Kenntnisse zu Grundlagen der Entwicklung des Essverhaltens
- Kompetenzen in der Mahlzeitengestaltung sowie in der Begleitung von Säuglingen, Kleinkindern und Kindern beim Essen
- Kompetenzen zum Umgang mit herausfordernden Situationen beim Essen
- professionelles Selbstverständnis und Rollenklärung zwischen privat-persönlichen und professionell-pädagogischen Einstellungen zu einer gesundheitsförderlichen Ernährung
- Gestaltung von Bildungsangeboten zum Themenkomplex „gesundheitsförderliche und nachhaltige Ernährung“
Die vielfältigen Bedürfnisse, Ansprüche und Wünsche aller Beteiligten sowie der Auftrag, der sich aus der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe (§ 22 SGB VIII) ergibt, erfordern ein gemeinsames Verständnis über Art und Weise der Ernährung und Ernährungsbildung von Kindertagespflegeperson, Eltern und Jugendhilfeträger. Im Sinne einer systemischen Vorgehensweise ist dies der erste Schritt, um einen ernährungspädagogischen Rahmen im Verpflegungs- oder Bildungskonzept festzuschreiben und Ernährungsbildung strukturell zu verankern. Hier können Leitgedanken, Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten zum Umgang mit Kindern beim Essen, zur Gestaltung der Mahlzeiten oder zur Zusammenarbeit mit den Eltern in Ernährungs- und Verpflegungsfragen festgehalten werden.
Quellen
- Bundesministerium für Bildung und Forschung: Frühkindliche Bildung für nachhaltige Entwicklung.
- Viernickel S, Ihm M, Böhme M (2019): Forschungsprojekt „Gute gesunde Kindertagespflege. (GuT)". Alice Salomon Hochschule Berlin, Universität Leipzig.
- Vernetzungsstelle Kitaverpflegung Niedersachsen. Ess-Alltag in der Kindertagespflege: Organisation und Qualität der Verpflegung – zur Situation in Niedersachsen – Ergebnisbericht 2021.
- Bundesverband für Kindertagespflege: Selbstevaluationsbogen Essen und Trinken in der Kindertagespflege.