Fallstudie zur öffentlichen Beschaffung von Schulverpflegung zeigt Unterstützungsbedarf
Auf kommunaler Ebene mangelt es häufig an konkreten Zielen und verbindlichen Vorgaben für eine nachhaltige und abfallarme Beschaffung von Schulverpflegung, so das Ergebnis einer bundesweiten Befragung von Schulträgern und Verpflegungsdienstleistern im Rahmen des Forschungsprojektes REFOWAS. Das Forschungsvorhaben zeigt Wege zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen in Deutschland auf und belegte u.a. ein hohes Einsparpotenzial einer Abfallvermeidung in der Schulverpflegung. In einer vierten Teilstudie durchgeführt von der Verbraucherzentrale NRW hat das Projekt die Perspektive von der Abfallvermeidung hin zu einer insgesamt nachhaltigen Schulverpflegung geöffnet.
Teilstudie: Öffentliche Beschaffung
Gegenstand der Untersuchung war die öffentliche Beschaffung von Schulverpflegung. Mithilfe von Intensivinterviews, einer Online-Befragung und Fachgesprächen sollten Kompetenzen und Mittel sowie Hemmnisse und Schwierigkeiten bei Schulträgern und Verpflegungsdienstleistern ermittelt werden, die für eine breite Umsetzung einer abfallarmen und nachhaltigen Schulverpflegung notwendig sind bzw. dieser entgegenstehen. An der Befragung (2019) haben bundesweit 201 Schulträger und 78 Caterer teilgenommen.
Fehlender fachlicher Hintergrund
40 % der befragten Schulträger gaben an, dass ihnen bei Ausschreibungen zur Schulverpflegung der „fachliche Hintergrund fehlt“. Naturgemäß verfügen kommunale Mitarbeiter*innen eher nicht über einen ernährungswissenschaftlichen Hintergrund. Das bestätigt die Fallstudie: 71 % der Beschaffenden haben eine Berufsausbildung oder einen Studienabschluss im Bereich „Verwaltung“, nur 5 % dagegen im Bereich „Ernährungswissenschaft/Hauswirtschaft“. Zudem befasst sich der überwiegende Teil der Beschaffenden
(80 %) nur maximal ein Viertel ihrer Arbeitszeit mit dem Thema Schulverpflegung. Das könne zu Problemen beim Erstellen der Leistungsbeschreibung führen bzw. die Kontrolle der Einhaltung der Anforderungen beeinträchtigen. Fast 80 % der befragten Schulträger gaben an, dass auf Ausschreibungen nur wenige Angebote eingegangen seien. Verpflegungsanbieter bemängelten „nicht praxisgerechte Anforderungen“ der Ausschreibungen; sie übten Kritik am Ausschreibungs- und Vergabeverfahren, das als unübersichtlich, unverständlich und zu bürokratisch empfunden wird. Etwa zwei von drei befragten Verpflegungsanbietern gaben an, dass Ausschreibungen nur eine „geringe fachliche Fundierung“ aufweisen.
Vergabepraxis und Nachhaltigkeit
Die Fallstudie hat erhoben, welche Kriterien für eine nachhaltige Beschaffung bereits Eingang in Ausschreibungen gefunden haben. Zwei Drittel der Schulträger fordern in Ausschreibungen „Produkte gemäß der Saison“. Auch die Kriterien „ohne Gentechnik“ und der Einsatz von Bio-Lebensmitteln sind nach Aussage der Befragten bereits in über 40 % der Ausschreibungen verankert. 21 % der befragten Schulträger beziehen keine der genannten Nachhaltigkeitskriterien ein. Verpflegungsdienstleister würden einer Einbeziehung von Nachhaltigkeitskriterien deutlich offener gegenüberstehen als Schulträger. Schulträger äußerten die Sorge, dass einzelne Vergabekriterien zur nachhaltigen Beschaffung nicht mit dem Vergaberecht im Einklang stehen.
Unterstützungsbedarf
Gefragt nach ihrem Unterstützungsbedarf gaben 76 % der Schulträger an, eigene und Ausschreibungsunterlagen anderer Kommunen als Grundlage für neue Ausschreibungen zu nutzen. Eine korrekte Anwendung und Praktikabilität könne aber nur sichergestellt werden, wenn auch das notwendige Hintergrundwissen zur Schulverpflegung bei den Ausschreibenden vorhanden sei, so die Autor*innen. Etwas mehr als die Hälfte der Träger nutzt u.a. Schulungsangebote der Vernetzungsstellen Schulverpflegung der Länder. 40 % der Träger wünschen sich Fortbildungen (z. B. Vergaberecht, Qualitäts- und Umweltkriterien) bzw. praxisnahe Schulungen mit Einblicken bei Caterern (42 %).
NQZ unterstützt mit Seminarreihe
Mit seiner Web-Seminarreihe „Beschaffung von Schulverpflegung“ unterstützt das Nationale Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule (NQZ) den Bedarf der Zielgruppe Schulträger ganz konkret. Die live Online-Seminare vermitteln in kompakter Form aktuelles Wissen und Hilfestellung zum Beschaffungsmanagement. Verantwortliche können mit Expert*innen zum Vergaberecht, der Gemeinschaftsverpflegung und der Nachhaltigkeit live, interaktiv und ortsunabhängig in den Austausch gehen. Aus fünf Themen können Teilnehmende ein auf ihre Bedürfnisse angepasstes Fortbildungsangebot zusammenstellen oder mit der Teilnahme an allen fünf Seminaren einen lückenlosen Überblick erhalten.
Für weitere Informationen:
- Verbraucherzentrale NRW im Rahmen des Forschungsprojektes REFOWAS: Ausschreibungen zur Beschaffung abfallarmer, nachhaltiger Schulverpflegung. Ergebnisse der bundesweiten Befragungen von Schulträgern und Verpflegungsanbietern und Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung von Schulverpflegung (Working Paper IV) (2019)
- NQZ Web-Seminarreihe „Beschaffung von Schulverpflegung“
Interessierte erhalten Informationen zur Anmeldung hier.
Ein Flyer zur Web-Seminarreihe steht hier zur Verfügung.
- Vernetzungsstellen Schulverpflegung der Länder