Fehlende Qualifikation von Kita-Personal und unregelmäßige Umsetzung von Ernährungsbildung in Schulen
Die Fachzeitschrift Ernährungs-Umschau stellt in zwei Artikeln die Ergebnisse einer Studie der Universität Paderborn zur Diskussion. Die Studie hatte die Möglichkeiten für ernährungsbezogene Bildungsarbeit in Kitas und Schulen genauer unter die Lupe genommen. In Bezug auf Kitas stand die Qualifizierung des pädagogischen Personals im Fokus. Die Studie ging der Frage nach, inwiefern Ernährungsbildung in der Ausbildung von Kita-Mitarbeitenden berücksichtigt ist. Mit Blick auf allgemeinbildende Schulen fragten die Forscher*innen, auf welche Art und Weise Ernährungsbildung in den Lehr- und Bildungsplänen der Bundesländer verankert ist.
Im Ergebnis beider Fragestellungen offenbarten sich Defizite: Das pädagogische Personal in Kindertagesstätten ist nicht ausreichend bzw. flächendeckend für den Bereich Essen und Ernährungsbildung qualifiziert. In Schulen zeigte sich, dass eine kontinuierliche und mehrperspektivische Verankerung von Ernährungsbildung nicht für alle Schüler*innen in ihrer der Schullaufbahn gewährleistet ist.
Ernährungsbildung in Kitas
Für eine Analyse der formalen Qualifikation von pädagogischem Personal hat die Universität Paderborn Lehrpläne aller Bundesländer bzw. Prüfungsordnungen aller relevanten Hochschulen untersucht. Es sei vom Berufsabschluss sowie vom Qualifizierungsweg abhängig, inwieweit Kinderernährung und Ernährungsbildung dort verankert sind, so die Studie. So ist in der Ausbildung zum*zur Kinderpfleger*in und Sozialassistent*in der Erwerb umfangreicher ernährungsbezogener Kompetenzen vorgesehen. Hingegen sind in der Ausbildung von Erzieher*innen und Kindheitspädagog*innen nicht immer ernährungsbezogene Inhalte berücksichtigt. Für Deutschland ermittelte die Studie beispielsweise 78 Bachelor- und Masterstudiengänge für Kindheitspädagogik. Lediglich in 20 von 78 Prüfungsordnungen konnten die Forscher*innen Inhalte zum Thema Essen und Ernährungsbildung identifizieren.
Ernährungsbildung in allgemeinbildenden Schulen
Eine Dokumentenanalyse der Lehr- und Bildungspläne der Bundesländer zeigte, dass an Grundschulen der Sachunterricht als das Leitfach für Ernährungsbildung definiert ist. An weiterführenden Schulen sind Ernährungsthemen vor allem in den Lehrplänen für Biologie oder Naturwissenschaften verankert, wobei dort hauptsächlich die naturwissenschaftliche Perspektive betrachtet wird. Darüber hinaus würden an den weiterführenden Schulen bundeslandspezifische Fächer mit Ernährungsbezug angeboten. Allerdings besteht dieses Angebot oft nur in ausgewählten Jahrgangsstufen und/oder als Wahlpflichtfach. Ernährungsbildung sei damit nicht für alle Schüler*innen während ihrer gesamten Schullaufbahn gewährleistet.
Fazit
Ernährungsbildung ist ein lebensbegleitender Prozess, der auch durch öffentliche Bildungseinrichtungen wie Kindertageseinrichtungen und Schulen beeinflusst ist. Hieraus ergibt sich für Kitas und Schulen die Notwendigkeit, Ernährungsbildung verantwortlich zu gestalten, so die Autor*innen. Daher sei es dringend angebracht, dass Lehrpläne und Prüfungsordnungen zur Qualifikation im Arbeitsfeld Kita entsprechend angepasst und fest etabliert werden.
Für weitere Informationen
Die vollständigen Artikel zur Studie sind auf den Seiten der Ernährungs-Umschau kostenfrei abrufbar:
- Ernährungsbildung in Kitas – Eine Analyse der formalen Qualifikation von pädagogischem Personal
- Ernährungsbildung in allgemeinbildenden Schulen – Eine Analyse der Rahmenvorgaben der Bundesländer für den fachbezogenen Unterricht
Die vollständige Studie ist hier abrufbar.