In einem Klassenzimmer sind alle Stühle hochgestellt. Quer über das Bild verläuft ein Banner mit dem Wort "Geschlossen".
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Fehlendes Mittagessen im Lockdown

Quelle: pixabay.com © Alexandra_Koch

Der Lockdown ist für alle Kinder eine schwierige Herausforderung. Für viele von ihnen entsteht eine zusätzliche Belastung, weil die tägliche Kita- oder Schulmahlzeit fehlt. Auch international ist die Situation für Kinder problematisch.

Bis mindestens Mitte Februar bleiben Schulen in Deutschland aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen, die Kindertagesstätten arbeiten bundesweit im Modus der Notbetreuung. Für viele Kinder und Jugendliche bedeutet das auch den Verzicht auf die tägliche Kita- oder Schulmahlzeit. Kinder, die Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) beziehen und normalerweise in Kita und Schule kostenlos essen, sind besonders vom Lockdown betroffen. Diese Familien tragen eine finanzielle Mehrbelastung, weil sie ihre Kinder dann zuhause mit einem Mittagessen versorgen.

Sozial-, Wohlfahrts- und Kirchenverbände fordern finanziellen Ausgleich

Die Diakonie Deutschland fordert, für diese Kinder und ihre Familien einen direkten finanziellen Ausgleich zu schaffen. Der im Bildungs- und Teilhabepaket vorgesehene Betrag für das Kita- oder Schulessen müsse leistungsberechtigten Kindern in der Grundsicherung, beim Kinderzuschlag und im Wohngeld auch weiterhin zur Verfügung stehen, und das möglichst unbürokratisch, so Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland. Aktuell fordert eine Allianz aus Sozial- und Wohlfahrtsverbänden sowie Gewerkschaften in einem gemeinsamen Aufruf die Anhebung der Regelsätze in Hartz IV sowie zusätzliche Corona-Hilfen für bedürftige Menschen. Sie bemängelt, dass der zusätzliche Bedarf u.a. für wegfallende Schulessen, geschlossene Tafeln und steigende Lebenshaltungskosten mit den derzeit zur Verfügung stehenden Mitteln nicht gedeckt werden kann.

Sozialschutzpaket II: Regelungen zur Mittagsverpflegung gelten weiterhin

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hat zur Abfederung der wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Corona-Pandemie für Bürger*innen das sogenannte Sozialschutzpaket II bis zum 31. März 2021 verlängert. Das Gesetz sieht u.a. vor, dass Kita-Kinder und Schüler*innen, die Anspruch auf Leistungen aus dem BuT haben, weiterhin ein kostenloses Mittagessen bekommen. Das Mittagessen soll zur Abholung in Schule oder Kita bereitgestellt oder durch den Caterer nach Hause geliefert werden, wenn die Kinder und Jugendlichen es wegen der Corona-Pandemie nicht gemeinschaftlich einnehmen können. Das Jobcenter übernimmt die Kosten.

Kritik an dieser Lösung

Die Diakonie Deutschland kritisiert diese Lösung als realitätsfern, weil der Aufwand durch Einzelbelieferung für die Caterer zu hoch sei. Dass ein Mahlzeiten-Ersatz nah an bestehenden Versorgungsstrukturen in Kita oder Schule angelehnt sein muss, um den Kontakt mit der Institution Kita oder Schule zu halten, forderte die Caritas Deutschland bereits im ersten Lockdown im vergangenen Jahr. Die Zuständigkeit für Leistungen aus dem BuT liegt je nach individueller Voraussetzung der*des Antragssteller*in bei den Jobcentern bzw. den Städten, Gemeinden oder Landkreisen. Aussagekräftige Zahlen, inwieweit bedürftige Kinder tatsächlich derzeit von der Regelung des Sozialschutzpaketes II profitieren können, gibt es nicht.

Problematische Situation für Schulkinder auch international

Corona-Maßnahmen wie Lockdowns haben auch international schwere Folgen für Kinder. Schulschließungen führen dazu, dass Kinder keine Schulmahlzeiten mehr erhalten, obwohl sie dringend darauf angewiesen sind. Seit Beginn der Pandemie sind weltweit mehr als 39 Milliarden Schulmahlzeiten ausgefallen. Das zeigen Zahlen eines aktuellen Berichts von UNICEF und dem UN World Food Programme (WFP). Der Bericht "Covid-19: Missing more than a classroom" stellt fest, dass weltweit 370 Millionen Kinder aufgrund von pandemiebedingten Schulschließungen im Durchschnitt rund 40 % ihrer Schulmahlzeiten verpasst haben. Für viele der Kinder sind diese Schulmahlzeiten ein Hauptbestandteil ihrer täglichen Ernährung. Ohne Zugang zu diesem Sicherheitsnetz verschärften sich für diese Kinder und ihre Familien Hunger, Armut und Mangelernährung, so das WFP. In Ländern, in denen Schulen geschlossen sind, arbeitet das WFP mit Regierungen und Partnern zusammen, um die Ernährungshilfe für Familien während der Covid-19-Krise sicherzustellen. Dazu gehören etwa Nahrungsmittelrationen zum Mitnehmen, Lieferungen nach Hause sowie Bargeld oder Essensgutscheine. In mehr als 70 Ländern konnten solche Zwischenlösungen geschaffen werden.

Quellen

Pressemeldung der Diakonie Deutschland vom 04. Januar 2021: Ohne Schule kein Mittagessen – Essensgeld für bedürftige Kinder direkt auszahlen.

Pressemeldung Caritas Deutschland vom 29.04.2020: Corona-Folgen: Bildung und Teilhabe von Kindern müssen noch stärker und konkreter angegangen werden.

Gemeinsame Presseerklärung Der Paritätische Gesamtverband vom 25.01.2021: Einmalig breite Allianz fordert Anhebung der Regelsätze auf mindestens 600 Euro und weitere Corona-Soforthilfen für arme Menschen

Hilfen in der Pandemie – Eine Information der Bundesregierung zum Sozialpaket II

United Nations World Food Programme: Global Monitoring of School Meals During COVID-19 School Closures (Stand 24.01.2021)

UNICEF und WFP warnen vor Ernährungskrise: Seit Beginn der Pandemie sind über 39 Milliarden Schulmahlzeiten ausgefallen (Pressemitteilung)

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH: Schulmahlzeiten: Eine Chance für Geschlechtergerechtigkeit