Gemüse und Obst in Schalen
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Grenzen der VeChi-Youth-Studie

Quelle: pixabay.com © silviarita

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat Grenzen und Reichweiten der „Vegetarian and Vegan Children and Youth Study“ (VeChi-Youth-Studie) beurteilt. Die Studie untersuchte den Einfluss verschiedener Ernährungsformen auf das Ernährungsverhalten und die Nährstoffversorgung von Heranwachsenden in Deutschland.

Vegan, vegetarisch oder Mischkost: Das Autorenteam um Dr. Ute Alexy von der Universitität Bonn und Dr. Markus Keller vom Institut für alternative und nachhaltige Ernährung (Ifane) verglich in der Querschnittsstudie anthropometrische Daten, das Ernährungsverhalten sowie die Nährstoffzufuhr und ‑versorgung bei veganer, vegetarischer und omnivorer Ernährungsweise bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 18 Jahren. In einem Blog-Beitrag informierte nun die Leiterin des Referates Wissenschaft der DGE, Dr. Johanna Conrad, über Grenzen und Reichweiten der Studie.

Pflanzenbetonte Ernährung bringt Vorteile

An der Studie nahmen insgesamt 401 Kinder und Jugendliche teil. Davon ernährten sich 114 vegan, 150 vegetarisch und 137 mit Mischkost. „Eine Ernährung mit einem hohen Anteil an Gemüse und Obst kann gesundheitliche Vorteile bieten“, erklärt Dr. Johanna Conrad. „Im Vergleich zur derzeit in Deutschland üblichen Ernährung, mit einem eher hohen Anteil an tierischen Produkten, ist eine pflanzenbetonte Ernährungsform mit einer Risikosenkung gegenüber ernährungsmitbedingten Krankheiten wie Adipositas, Diabetes mellitus Typ 2 oder koronarer Herzkrankheit verbunden.“ Unabhängig von der Ernährungsform sei jedoch zu beachten, dass je stärker die Lebensmittelauswahl eingeschränkt und je weniger abwechslungsreich gegessen wird, das Risiko einer Nährstoffunterversorgung oder eines Nährstoffmangels umso größer wird. Das betreffe beispielsweise das Vitamin B12, so Conrad.

Population, Generalisierbarkeit, Repräsentativität: Grenzen und Reichweite der Studie

Im Blog-Beitrag kommentiert das Wissenschaftsreferat der DGE, dass die Rekrutierung der Studienteilnehmenden unsystematisch erfolgte, u. a. durch Aufrufe in Druckmedien und im Internet. Das könne bedeuten, dass sich vor allem Personen beteiligt haben, die sich bereits für das Thema Ernährung interessierten. Ein Blick auf die Anzahl der Studienteilnehmer*innen in den verschiedenen Alters- und Geschlechtergruppen würde zeigen, dass die Gruppe der 10 bis unter 15-jährigen sich vegetarisch ernährenden Mädchen mit 38 Studienteilnehmenden am stärksten besetzt war. Dagegen nahmen nur acht sich vegan ernährende, männliche Jugendliche im Alter von 15 bis unter 19 Jahre an der Erhebung teil. Daher seien die Ergebnisse insgesamt nicht generalisierbar und nicht repräsentativ. Dies zeige auch die Auswertung des sozioökonomischen Status und des Wohnorts, erklärt Conrad. Die Teilnehmenden der VeChi‑Youth‑Studie seien zum überwiegenden Teil einer hohen sozialen Schicht zuzuordnen und lebten in einer (Groß-)Stadt.

EsKiMo II- und KiGGS-Studie – vorhandene Daten einbeziehen

Conrad weist darauf hin, dass die Lebensmittel- und Nährstoffzufuhr von Heranwachsenden auch in anderen Studien untersucht wurde, deren Proband*innen teilweise repräsentativ ausgewählt wurden, wie z.B. in der „Ernährungsstudie als KiGGS-Modul“ (EsKiMo II‑Studie) als Teil der „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS-Studie). Dabei sei der Anteil sich vegetarisch und vor allem sich vegan ernährender Kinder und Jugendlicher allerdings in der Regel so gering, dass keine geeigneten Aussagen zu diesen Ernährungsformen abgeleitet werden können, so Dr. Johanna Conrad.

Position der DGE zu veganer Ernährung: Updaterecherche zu vulnerablen Personengruppen in 2020

Die DGE hat ihr Positionspapier zur veganen Ernährung im Jahr 2020 im Hinblick auf verschiedene Bevölkerungsgruppen mit besonderem Anspruch an die Nährstoffversorgung, wie Kinder und Jugendliche oder Schwangere aktualisiert. Das Ergebnis der systematischen Literatursuche war, so die DGE, dass es nur wenige Studien bei vulnerablen Gruppen gibt und diese für eine Beurteilung nicht ausreichten. Die Ergebnisse der VeChi‑Youth‑Studie könnten die unzureichende Datenlage für sich vegan ernährende Kinder und Jugendliche nur bedingt verbessern. Damit stuft die DGE die Beurteilungsgrundlage weiterhin als unzureichend ein und bleibt bei ihrer Position zur veganen Ernährung: Eine vegane Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie im gesamten Kindes- und Jugendalter wird aufgrund des erhöhten Risikos für eine Nährstoff­unterversorgung sowie einen Nährstoffmangel und deren teilweise irreversiblen Konse­quenzen weiterhin nicht empfohlen.

Forschungsbedarf bleibt

Die Leiterin des DGE-Referats Wissenschaft erklärt, dass für wissenschaftlich gesicherte Aussagen über Auswirkungen einer vegetarischen Ernährungsweise mehr Querschnitts- und Längsschnittstudien notwendig sind. Die Auswahl der Studienpopulation sollte zudem nach Möglichkeit systematisch erfolgen, um beispielsweise sich vegan oder vegetarisch ernährende Kinder und Jugendliche in Deutschland möglichst genau abbilden zu können. Dazu würde u. a. zählen, städtische und ländliche Regionen gleichsam zu berücksichtigen.

Für weitere Informationen

  • News des NQZ zur VeChi-Youth-Studie