Die Folgen der Corona-Pandemie sind gravierend: Eine forsa-Umfrage belegt Gewichtszunahme, weniger Bewegung und einen höheren Süßwarenverzehr bei Kindern. Fachleute sind alarmiert.
Die Corona-Pandemie hat erhebliche Auswirkungen auf die Kindergesundheit: Jedes sechste Kind (16 %) in Deutschland ist seit Beginn der Pandemie dicker geworden, fast die Hälfte bewegt sich weniger, etwa ein Viertel isst mehr Süßwaren. Das zeigt eine repräsentative Eltern-Umfrage, deren Ergebnisse die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) und das Else Kröner-Fresenius-Zentrum (EKFZ) für Ernährungsmedizin an der Technischen Universität München vorgestellt haben. Damit zeigt sich zum Vergleich mit Erhebungen im September 2020 (kurz nach Pandemie-Beginn) eine Verfestigung der Auswirkungen auf den Lebensstil von Kindern und Jugendlichen.
Durch die Pandemie hat sich die gesundheitliche Ungleichheit weiter verschärft. Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien sind doppelt so häufig von einer Gewichtszunahme betroffen wie Kinder und Jugendliche aus einkommensstarken Familien. Die DAG und das EKFZ für Ernährungsmedizin fordern mit Blick auf die Ergebnisse umfangreiche Maßnahmen, um die Folgen der Pandemie aufzufangen.
Für die Studie hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im März und April 2022 insgesamt 1.004 Eltern mit Kindern im Alter von 3-17 Jahren befragt.
10- bis 12-Jährige besonders betroffen
Die Altersgruppe der 10- bis 12-Jährigen ist besonders von einer Gewichtszunahme betroffen, hier ist jedes dritte Kind dicker geworden. Mit 23 % sind Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien fast doppelt so häufig von einer Gewichtszunahme betroffen wie Kinder und Jugendliche aus einkommensstarken Familien (12 %). Auch das Bewegungsverhalten haben die Wissenschaftler*innen bei den Eltern erfragt: 44 % der Kinder und Jugendlichen bewegt sich weniger als vor der Pandemie, bei Kindern im Alter von 10 bis 12 Jahren sind es sogar 57 %. Ihre Mediennutzung haben 70 % der Kinder gesteigert.
Bereits übergewichtige Kinder ernähren sich noch schlechter
Das Ernährungsverhalten ist den Eltern zufolge zwar bei drei Viertel der Kinder unverändert geblieben, wenn allerdings Veränderungen feststellbar waren, so ist die Ernährung doppelt so oft ungesünder als gesünder geworden. Dies trifft besonders auf die Kinder zu, die bereits vor der Corona-Pandemie von Übergewicht betroffen waren. Befragt nach den Veränderungen zum Lebensmittelverzehr gaben die Eltern an, dass ihre Kinder deutlich häufiger Knabberartikel und Süßwaren verzehrten (27 % der Kinder und Jugendlichen greifen häufiger zu Süßwaren als vorher). Zwar habe auch der Obstverzehr zugenommen, dies betreffe aber eher Kleinkinder, so die Fachleute.
Schulverpflegung ist Handlungsfeld für Prävention
In ihrem Fazit halten die Wissenschaftler*innen fest, dass die Corona-Pandemie massive Auswirkungen auf das Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen hat. Diese Veränderungen seien nicht temporär, sondern im Gegenteil verfestigt. Jetzt sei die Schaffung von gesunden Ernährungsumgebungen maßgebend, die die gesunde Lebensmittelwahl zur einfachen Wahl machten, erklären die DAG und das EKFZ. Das betreffe etwa auch Schulen und die Schulverpflegung, die eine zentrale Rolle in der Prävention spielten. Gerade Schulmahlzeiten seien ein Handlungsfeld, das vor dem Hintergrund der Ganztagsschulentwicklung flächendeckend bespielt werden müsse, gemeinsam von Bund, Ländern und Kommunen.
Quelle und weiterführende Informationen
- Pressemeldung der DAG und des EKFZ für Ernährungsmedizin vom 31.05.2022: forsa-Umfrage zeigt Folgen der Corona-Krise für Kinder: Gewichtszunahme, weniger Bewegung, mehr Süßwaren – Jedes sechste Kind ist dicker geworden.
- Präsentation zu den Ergebnissen der Umfrage
- NQZ-News vom 24. Juni 2021: Adipositas bei Kindern ist „Stille Pandemie“