Der Bericht des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zur Rückstandsbelastung mit Pflanzenschutzmitteln zeigt: Säuglings- und Kleinkindernahrung ist stärker belastet als im Vorjahr. Weniger belastet sind Lebensmittel aus Deutschland/EU sowie Bio-Lebensmittel.
Bei den meisten Lebensmitteln in Deutschland sinkt die seit Jahren geringe Belastung mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln weiter. Dies geht aus der vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) veröffentlichten „Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2019“ hervor. So gab es einen deutlichen Rückgang an Proben mit nachgewiesenen Pflanzenschutzmittelrückständen bei Getreide, verarbeiteten Lebensmitteln und in abgeschwächter Form auch bei Obst und Gemüse.
Dieser positive Trend ist jedoch nicht in allen Bereichen zu erkennen. Bei Säuglings- und Kleinkindernahrung ist der Anteil belasteter Proben sogar gestiegen. Insgesamt zeigt sich, dass Lebensmittel aus Deutschland und der EU weniger stark belastet sind, als Erzeugnisse aus Drittländern. Für Lebensmittel aus ökologischem Anbau stellte das BVL fest, dass diese eine bessere Rückstandssituation zeigen als konventionelle Produkte.
Zu den Ergebnissen
- Anteil belasteter Proben bei Säuglings- und Kleinkindernahrung gestiegen
Der Anteil der Proben, in denen Rückstände quantifizierbar nachgewiesen wurden, wuchs weiter an auf 16,5 % (2017: 9,7 %, 2018: 14,4 %). Auch der Anteil der Proben, die den Rückstandshöchstgehalt überschreiten, ist gegenüber dem Vorjahr auf 2,9 % gestiegen (2018: 1,2 %).
- Belastung von Lebensmitteln variiert stark in Abhängigkeit der Herkunft
So traten im Jahr 2019 bei 1,0 % der beprobten Erzeugnisse aus Deutschland und bei 1,3 % der beprobten Erzeugnisse aus anderen EU-Mitgliedstaaten Überschreitungen der geltenden Rückstandshöchstgehalte auf, während dies bei 6,5 % der Proben von Erzeugnissen mit Herkunft aus Drittländern der Fall war. Der Anteil an Proben ohne quantifizierbare Pestizidrückstände ist nach wie vor bei deutschen Lebensmitteln am höchsten.
- Lebensmittel aus ökologischem Anbau deutlich weniger belastet
Auch im Bio-Anbau dürfen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, wenngleich dort nur ein kleineres Spektrum an Wirkstoffen zur Verfügung steht. Bei Bio-Lebensmitteln wurden im Jahr 2019 nur vereinzelt Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen. Über dem Rückstandshöchstgehalt lagen 1,0 % der Proben. Bei den vergleichbaren Kategorien konventioneller Ware lag dieser Wert bei 2,6 %.
Nachhaltige Kita- und Schulverpflegung
Die Ergebnisse unterstreichen die Vorteile einer Kita- und Schulverpflegung, die auf einen Einsatz regionaler, saisonaler und ökologischer Lebensmittel ausgerichtet ist. Nicht automatisch muss eine regionale Erzeugung (in Deutschland oder der EU) mit einem niedrigen Pestizideinsatz einhergehen, doch zeigen die Analysen des BVL in dieser Hinsicht einen Vorteil gegenüber Produkten aus Drittländern. Grundsätzlich kennzeichnen sich regionale Produkte durch kurze Transportwege und damit durch eine geringere CO2-Belastung, außerdem fördern sie lokale Wertschöpfungsketten. Unabhängig von ihrer Herkunft sind Bio-Lebensmittel geringer belastet als konventionell erzeugte Produkte. Insgesamt ist eine regionale und ökologische Kita- und Schulverpflegung ein Treiber für eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion und damit ein Plus für mehr Umwelt- und Klimaschutz.
Bildung für nachhaltige Entwicklung
Eine nachhaltige Kita- und Schulverpflegung vermittelt Kindern und Jugendlichen zudem wichtige Bildungszusammenhänge. Das Wissen und Verständnis um die Herkunft von Lebensmitteln und zum globalen Nahrungsmittelkreislauf ist ein Baustein auf dem Weg zu einem nachhaltigen Lebensstil. Wünschenswert ist, dass ein nachhaltiges Mahlzeitenangebot in Kitas und Schulen mit Gesundheitsförderung einhergeht, so wie es die Qualitätsstandards für die Verpflegung in Kitas und Schulen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) empfehlen. Die DGE hat unlängst aktualisierte Fassungen dieser Qualitätsstandards vorgestellt, die gezielt Aspekte einer nachhaltigen Verpflegung aufgreifen.
Bio kann jeder
Auch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) setzt sich für mehr Nachhaltigkeit in der Kita- und Schulverpflegung ein. Die vom BMEL geförderte bundesweite Kampagne „Bio kann jeder – Nachhaltig essen in Kita und Schule“ wirbt für mehr ökologisch erzeugte Lebensmittel. Im Mittelpunkt steht, Verpflegungsverantwortliche in Kitas und Schulen mit praktikablen und möglichst kostenneutralen Konzepten zu mehr Bio-Lebensmitteln im Speisenangebot zu motivieren. In allen Bundesländern finden dazu praxisorientierte und kostenfreie Workshops statt.
Für weitere Informationen:
- Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Zusammenfassung des Berichts „Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2019"
- Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Bericht zur „Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2019“
- DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Kitas
- DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Schulen
- Die Informations-Kampagne „Bio kann jeder – Nachhaltig essen in Kita und Schule“ ist Teil des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN). Workshop-Termine hier.