Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat den Verzehr von freien und zugesetzten Zuckern neu bewertet. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Aufnahme so gering wie möglich sein sollte. Auf eine zulässige Höchstaufnahmemenge für Zucker in Lebensmitteln wollen die Expert*innen sich nicht festlegen.
Die EFSA hat eine Sicherheitsbewertung zu Zucker in der Nahrung und einem möglichen Zusammenhang mit Gesundheitsproblemen vorgenommen. Die Wissenschaftler*innen kommen zu dem Ergebnis, dass die Aufnahme von zugesetzten und freien Zuckern im Rahmen einer ernährungsphysiologisch angemessenen Ernährung so gering wie möglich sein sollte. Dies stehe zwar im Einklang mit den aktuellen Empfehlungen, die jetzt vorliegenden Erkenntnisse erlaubten jedoch nicht, eine zulässige Höchstaufnahmemenge für Zucker in Lebensmitteln festzulegen, erklärte Prof. Dominique Turck, Vorsitzender des EFSA-Gremiums von Ernährungsexperten, das die Bewertung durchgeführt hatte.
Kategorien und Quellen von Zuckern
Als „zugesetzte Zucker“ bezeichnet die EFSA raffinierte Zucker, die bei der Zubereitung von Speisen und als Haushaltszucker verwendet werden. Zu den „freien Zuckern“ gehören nach Definition der EFSA „zugesetzte Zucker“ sowie auch solche, die von Natur aus z. B. in Honig und Sirup sowie Frucht- und Gemüsesäften und Saftkonzentraten enthalten sind. „Gesamtzucker“ umfasst demnach alle Zucker in der Ernährung, einschließlich solcher, die von Natur aus in Obst, Gemüse und Milch enthalten sind (siehe EFSA-Infografik). Nach einer Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll die Zufuhr an freiem Zucker auf maximal 10 % der täglichen Energiezufuhr beschränkt werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) schließt sich gemeinsam mit weiteren Fachgesellschaften dieser Empfehlung an. Die Wissenschaftler*innen der EFSA betonen nun Unsicherheiten hinsichtlich der Risiken chronischer Krankheiten für Menschen, deren Verzehr von zugesetztem und freiem Zucker weniger als 10 % ihrer gesamten Energieaufnahme beträgt. Dies führen sie auf die geringe Zahl von Studien mit diesem Dosisbereich zurück.
Zuckeraufnahme und Gesundheitsprobleme
Der Konsum von Zucker sei bekanntermaßen eine Ursache für Karies, so die EFSA. Es gebe weiterhin Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von mit Zucker gesüßten Getränken, Säften und Nektaren und verschiedenen chronischen Stoffwechselerkrankungen, einschließlich Fettleibigkeit, nichtalkoholische Fettlebererkrankung und Typ-2-Diabetes. Laut Prof. Turck sollten auch die Auswirkungen anderer Lebensmittel, die erheblich zur Zuckeraufnahme beitragen, von den nationalen Behörden der EU-Mitgliedsstaaten bei der Festlegung von Ernährungsleitlinien mitberücksichtigt werden. Zu diesen Lebensmitteln zählt die EFSA unter anderem Süßigkeiten, Kuchen und Desserts, andere gesüßte Getränke wie gesüßte Milch und Milchshakes sowie Joghurt.
Zuckerverzehr von Kindern und Jugendlichen in Deutschland
Kinder und Jugendliche in Deutschland essen zu viel Zucker. Studien zeigen (EsKiMo 2021, DONALD 2021), dass der hohe Zuckerverzehr u.a. durch Süßigkeiten als kritisch betrachtet wird. Eine sehr problematische Rolle spielen Softgetränke, mit denen Kinder schnell hohe Zuckermengen zu sich nehmen. Zucker ist außerdem in sehr vielen industriell hergestellten Lebensmitteln enthalten. Kinder, die häufig zuckerreiche Lebensmittel essen, gewöhnen sich an einen intensiven Süßgeschmack. Eine hohe Zuckeraufnahme in Kindheit und Jugend wird auch deshalb als besorgniserregend bewertet, da in dieser Lebensphase gelernte Ernährungsmuster die Ernährung im Erwachsenenalter prägen und negativ beeinflussen können.
Umgang mit Zucker in der Kindertagesbetreuung
Ungünstiges Ernährungsverhalten kann zu Übergewicht und Adipositas beitragen. In Deutschland sind 15,4 % der Kinder und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren übergewichtig, etwa 6 % von ihnen sind adipös. Bereits in der Altersgruppe der 3- bis 6-Jährigen sind 9 % übergewichtig. Kinder verbringen viele Stunden am Tag in der Kita oder Kindertagespflegestelle und nehmen dort meist einen Großteil der Tagesmahlzeiten ein. Einrichtungen haben daher eine große Chance, durch ein gesundheitsförderliches Mahlzeitenangebot die Entwicklung des Essverhaltens positiv zu beeinflussen. Hilfreich ist in dieser Hinsicht, Kinder erst gar nicht an intensiv gesüßte Lebensmittel oder zu viele Süßigkeiten zu gewöhnen.
NQZ entwickelt E-Learning-Angebot
Wie Kindertagespflegepersonen und pädagogische Fachkräfte den Umgang mit Zucker verantwortungsbewusst gestalten können, ist Inhalt eines E-Learning-Angebotes, das das NQZ entwickelt hat und derzeit evaluiert. Das digitale Unterstützungsformat liefert eine kurze und prägnante Warenkunde zu Zucker, Zuckeralternativen und natürlichen Süßungsmitteln, erklärt außerdem, wie sich Zucker in Lebensmitteln erkennen lässt und wie Fachkräfte vor allem einen sehr maßvollen Umgang mit Süßigkeiten in Kita und Kindertagespflege gestalten können. Tipps für das Mahlzeitenangebot, die Zusammenarbeit im Team und mit den Eltern runden das Selbstlern-Tool ab.
Quelle und weiterführende Informationen
- Pressemeldung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) vom 28. Februar 2022: Die Aufnahme von zugesetzten und freien Zuckern sollte so gering wie möglich sein
- NQZ-News vom 17. März 2021: Zuckerverzehr von Kindern in Deutschland
- E-Learning-Angebot „Vorsicht Zucker – Wieviel Süßes ist erlaubt?“ inklusive Evaluation.