Wie können Länder weltweit eine nachhaltige und gesunde Schulernährung durch eine stärkere Einbindung von Umweltfaktoren gewährleisten? Die internationale Fachkonferenz „Politik gegen Hunger“ stellte diese Frage in den Mittelpunkt der Diskussionen, an denen sich auch das NQZ beteiligte.
„Gemeinsam handeln für eine gesunde und nachhaltige Schulernährung“ war Titel und Botschaft der 13. internationalen Konferenz „Politik gegen Hunger“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, die vom 23. – 25. Juni 2021 erstmals online und mit Livestream stattfand. An der zweieinhalbtägigen Konferenz beteiligten sich 120 Expertinnen und Experten aus Regierungen, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner begrüßte zum Auftakt auch bis zu 600 Zuschauer*innen aus aller Welt.
Konkrete Empfehlungen zur Bekämpfung des Welthungers
Die Fachkonferenz schloss mit konkreten Empfehlungen, wie die Gestaltung von Schulernährungsernährungsprogrammen zu einer besseren Hungerbekämpfung beitragen kann. In diesem Sinne hob der Exekutivdirektor des Welternährungsprogramms (WFP), David Beasley, in seinem Abschlussstatement die Bedeutung einer internationalen Zusammenarbeit hervor. Dr. Martin Frick, Stellvertreter der Sondergesandtin für den Food Systems Summit der Vereinten Nationen, unterstrich die Impulse der Veranstaltung für die Diskussion zur Schulernährung für den Food Systems Summit im September 2021.
Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten
Die Teilnehmenden diskutierten in Arbeitsgruppen, wie das Setting Schule zur Verbesserung der Ernährungssituation von Kindern und Jugendlichen weltweit genutzt werden kann. Damit Schulverpflegungssysteme erfolgreich aufgebaut werden können, formulierten die Arbeitsgruppen u.a. folgende Empfehlungen:
- Eine gesunde und nachhaltige Schulernährung erfordert nationale Ernährungsrichtlinien und Schulverpflegungsstandards, außerdem gesetzlich definierte Rahmenbedingungen und eine entsprechende Infrastruktur (Ergebnisse der Arbeitsgruppe 1).
- Schulverpflegung bzw. die Ernährung von Kindern und Jugendlichen soll in einem ganzheitlichen Kontext betrachtet werden. Hier setzt der Rahmenplan der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organisation of the United Nations (FAO)) entsprechende Standards und betont u.a. Ernährungsbildung im Unterricht sowie eine entsprechende Ausbildung des Lehrpersonals ein (Ergebnisse der Arbeitsgruppe 2).
- Eine gesunde und nachhaltige Schulernährung ist gekennzeichnet durch die Beschaffung und Verwendung ernährungsphysiologisch hochwertiger Produkte, wenn möglich, aus der Region und nachhaltig produziert. Hier kommt den sogenannten „Home-grown Schoolfeeding“-Programmen (HGSF) mehr und mehr Bedeutung zu. Die HGSF-Programme verfolgen einen vom WFP geprägten umfassenden Ansatz, der die lokale Lebensmittelproduktion in die Versorgung mit Schulmahlzeiten einbezieht und dadurch kleinbäuerliche Strukturen stützt und fördert (Ergebnisse Arbeitsgruppe 3).
- Die Notwendigkeit eines schulischen Versorgungsangebotes für Kinder und Jugendliche wird besonders in Krisensituationen als Ernährungssicherungssystem deutlich. Das zeigt sich drastisch vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie. Die Arbeitsgruppe stellte die Frage auf, ob Schulschließungen die globale Krise nicht sogar verstärken würden (Ergebnisse Arbeitsgruppe 4).
Globales Aktionsnetzwerk für eine nachhaltige und gesunde Schulernährung
Auf einem Side-Event konnte der aktuelle Stand zur Gründung der Multi-Stakeholder-Initiative “Koalition für Schulernährung/School Meals Coalition“ vorgestellt werden. Den Aufbau eines globalen Aktionsnetzwerks zur Förderung nachhaltiger und gesunder Schulverpflegung hatte Deutschland auf der 46. Sitzung des Welternährungskomitees (CFS) in Rom im Oktober 2019 angekündigt. Zu diesem Netzwerk, das auf dem UN Food Systems Summit offiziell gegründet werden soll, trägt Deutschland mit einem Peer-to-Peer-Netzwerk bei, das einen Erfahrungsaustausch zwischen den Verwaltungen verschiedener Länder organisieren soll.
Deutschland hat erfolgreichen Weg eingeschlagen
Mit der Arbeit des Nationalen Qualitätszentrums für Ernährung in Kita und Schule (NQZ) hat Deutschland bereits einen erfolgreichen Weg zur Sicherung einer guten Schulverpflegung eingeschlagen. Das NQZ agiert auf Bundesebene und vernetzt relevante Akteure, um Strukturen auszubauen und Prozesse für mehr Qualität zu fördern. Dafür bringt es sich mit seiner Expertise in Beiräten und Gremien ein und initiiert und begleitet entsprechende Kooperationen. Im Bund-Länder-Netzwerk steht die Zusammenarbeit mit den Vernetzungsstellen Kita- und Schulverpflegung an erster Stelle, deren Arbeit für das NQZ sowohl hilfreich als auch zielführend ist.
Flächendeckendes Unterstützungsangebot
Mit den Vernetzungsstellen Kita- und Schulverpflegung steht den Kita- und Schulakteuren auf Länderebene ein flächendeckendes Unterstützungs- und Beratungsangebot zur Verfügung. Hinsichtlich der Schulverpflegungsstandards unterstützt das NQZ die Weiterentwicklung und Implementierung der Qualitätsstandards für die Verpflegung in Kitas und Schulen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Das Qualitätsverständnis des NQZ ist umfassend und schließt neben einer hohen Verpflegungsqualität auch den „Bildungsort Mahlzeit“ ein. Insgesamt ist das Ziel, Gesundheits- und Klimaschutz im Verpflegungsangebot zu verbinden. In den Weiterbildungsmaßnahmen für Schulakteure, die das NQZ zur nachhaltigen Beschaffung anbietet, zeigt sich, dass die Berücksichtigung von ökologischen Kriterien im Verpflegungsangebot auch hierzulande für die Verantwortlichen eine Herausforderung darstellt.
Quellen
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): Ergebnisse zur internationalen Konferenz „Politik gegen Hunger“
- Nationales Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule (NQZ): Schulverpflegung international
- Nationales Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule (NQZ): E-Learning-Angebot zur nachhaltigen Beschaffung von Schulverpflegung