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Unzureichende Ernährungskompetenz in Deutschland

Quelle: Pixabay © Rudy and Peter Skitterians

Studie des AOK-Bundesverbandes zeigt großen Handlungsbedarf.

Mehr als die Hälfte aller Bundesbürger*innen (53,7 %) zeigt eine problematische oder sogar inadäquate Ernährungskompetenz. Das ist Ergebnis einer repräsentativen Studie des AOK‑Bundesverbandes, für die bundesweit etwa 2.000 Personen befragt wurden. Mit Ernährungskompetenz beschreibt die Studie grundsätzliche Fertigkeiten, die für eine gesunde und lebenslange Ernährung erforderlich sind.

Jüngere Menschen geben Anlass zur Sorge

Deutliche Unterschiede zeigen sich zwischen den Geschlechtern. Während über die Hälfte der Frauen (53 %) eine ausreichende Ernährungskompetenz zeigt, sind es bei den Männern nur 38 %. Die Ergebnisse von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund unterscheiden sich dagegen nicht. Mit dem Alter nimmt die Ernährungskompetenz zu: 54,7 % der 60- bis 69-Jährigen erreichen eine ausreichende oder exzellente Kompetenz. In der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen sind dies nur 37,1 %. Kompetenzbeeinflussend sind auch Bildung und Einkommen. Je höher der Bildungsabschluss beziehungsweise das Einkommen der Befragten, desto höher die Ernährungskompetenz. 

Vergleichen und Planen fällt am schwersten

Zur Messung der Ernährungskompetenz definierte die Studie acht Kompetenzfelder.  Am schwersten fiel den Befragten der Vergleich von Lebensmitteln. Hierunter fällt die Kompetenz, verarbeitete Lebensmittel anhand der Nährwertkennzeichnung zu vergleichen, um etwa hochkalorische oder stark salzhaltige Produkte zu erkennen. Rund 72 % der Befragten fehlt es nach Selbsteinschätzung an Werkzeugen und Fähigkeiten, aus der Angebotsvielfalt die richtige Wahl zu treffen. Große Schwierigkeiten bereitet den Befragten auch das Planen von Mahlzeiten. Dazu gehört etwa eine Tagesplanung bezüglich Auswahl und Menge der Lebensmittelaufnahme oder ein bewusster Verzehr mit Blick auf das, was schon gegessen wurde.

Fazit

Um die Ernährungskompetenz in Deutschland zu steigern, bedarf es einer breit angelegten, strukturierten und langfristigen politischen Strategie, so das Fazit der Studie. Das beinhalte ein Handeln auf der individuellen, der gesellschaftlichen und der institutionellen Ebene und umfasse auch die Lebensmittelindustrie und den Einzelhandel. Um die Ernährungskompetenz in allen Bevölkerungsschichten zu verbesseren, formuliert die Studie Ansatzpunkte. Ein wichtiges Instrument zur Stärkung der Ernährungskompetenzen sei der konsequente Ausbau der Ernährungsbildung im Sinne eines lebenslangen Lernens. Das Bildungssystem solle ernährungsbezogene Kompetenzen in der Vorschul-, Schul- und Erwachsenenbildung sowie in der außerschulischen Jugendarbeit aufbauen und stärken. Kindertagesstätten und Schulen in dieser Hinsicht zu unterstützen, ist Anliegen des Nationalen Qualitätszentrums für Ernährung in Kita und Schule (NQZ) im Bundeszentrum für Ernährung (BZfE).

Der ausführliche Studienbericht ist auf den Seiten des AOK-Bundesverbandes kostenfrei abrufbar.