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Wirksame Förderung: Ernährungsstandards verbessern Qualität

Quelle: pixabay.com © StartupStockPhotos

Die Evaluation eines US-amerikanischen Förderprogrammes für Kinderbetreuungseinrichtungen zeigt, dass Ernährungsstandards besser eingehalten werden, wenn diese an finanzielle Förderung und fachliche Unterstützung gekoppelt sind.

US-amerikanische Wissenschaftler*innen haben das Förderprogramm „Child and Adult Care Food Program“ (CACFP) evaluiert, das in den USA u.a. in Kinderbetreuungseinrichtungen die Ausgabe von Mahlzeiten finanziell fördert. Die Förderung ist an bestimmte CACFP-Ernährungsstandards gekoppelt, die im Sinne der „Dietary guidelines for Americans“ im Jahr 2017 aktualisiert wurden. Die Evaluation hatte zum Ziel, die Wirksamkeit der Ernährungsstandards in den Kinderbetreuungseinrichtungen zu bewerten.

Von der Förderung durch das CACFP profitieren in allen US-amerikanischen Bundesstaaten insgesamt 4,6 Millionen Kinder jährlich. Ziel des Bundesprogrammes ist es, insbesondere von Armut und Ernährungsunsicherheit betroffene Kinder zu unterstützen und insgesamt Übergewicht und Adipositas bei Kindern vorzubeugen. In den USA ist ein Viertel der Kinder im Vorschulalter übergewichtig oder adipös. An der Evaluation haben 2019 im Bundesstaat Connecticut 200 Einrichtungen teilgenommen (86 CACFP und 114 Nicht-CACFP-Einrichtungen).

Bewertungskriterien

Um die Qualität der Mahlzeiten zu bewerten, definierten die Forscher*innen zwei Kriteriengruppen. In der ersten Kriteriengruppe wurden Mindestanforderungen an Qualität und Anzahl der Mahlzeitenkomponenten gestellt:

  • Frühstück bestehend aus drei Komponenten (Obst oder Gemüse, Getreideprodukt oder proteinliefernde Komponente, Milchprodukt)
  • Mittagessen bestehend aus fünf Komponenten (Obst, Gemüse, Getreideprodukt, Milchprodukt, proteinliefernde Komponente)
  • Zwischenmahlzeiten/Snacks (wahlweise zwei Komponenten aus der Auswahl der Komponenten für das Mittagessen)
     

In der zweiten Kriteriengruppe setzten die Wissenschaftler*innen sechs zentrale Vorgaben für das Mahlzeitenangebot:

  • nicht aromatisierte fettfreie/fettarme Milch für Kinder im Alter von 2 bis 5 Jahren
  • mindestens einmal täglich ein Vollkornprodukt
  • Obst und Gemüse als zwei getrennte Komponenten zum Mittagessen
  • reine Frucht- oder Gemüsesäfte maximal einmal täglich
  • keine Desserts auf Getreidebasis
  • Frühstückscerealien mit weniger als 6 g Zucker per Unze (eine Unze entspricht etwa 28 g)


Beide Kriteriengruppen mussten im Mahlzeitenangebot der Einrichtungen jeweils mindestens einmal in der Woche berücksichtigt sein.

Bessere Mahlzeitenqualität in CACFP-Einrichtungen

In den am CACFP teilnehmenden Einrichtungen stellten die Forscher*innen eine signifikant höhere Bereitschaft fest, Ernährungsstandards einzuhalten und umzusetzen. In Bezug auf die Mahlzeitenkomponenten (Kriteriengruppe 1) haben Nicht-CACFP-Einrichtungen signifikant seltener die Vorgaben erfüllt. So erreichten nur etwa 22 % dieser Einrichtungen die Minimumanforderungen für das Mittagessen, 40 % erfüllten die Vorgaben für das Frühstück zumindest teilweise. Die CACFP-Einrichtungen erfüllten die Vorgaben für das Mittagessen zu 65 % bzw. für das Frühstück zu 89 %.

Auch mit Blick auf die zentralen Mahlzeitenvorgaben (Kriteriengruppe 2) erfüllten die CACFP-Einrichtungen vier der sechs Standards signifikant häufiger (alle Einrichtungen erfüllten die Vorgaben zum Fruchtsaft- und Dessertangebot). Im Durchschnitt entsprachen 79 % der CACFP-Einrichtungen den Standards und nur 56 % der Nicht-CACFP-Einrichtungen. Eine Verbesserung zeigte sich insbesondere in einem erhöhten Angebot von Vollkornprodukten und fettarmer Milch, einem geringeren Angebot gezuckerter Frühstückscerealien und insgesamt in einem besseren Nährwert der Mahlzeiten

In den CACFP-Einrichtungen waren überwiegend Küchenleitungen (39 %) und Ernährungsfachleute (30 %) beaufsichtigend für die Mahlzeitenzubereitung verantwortlich, während diese Aufgabe in Nicht-CACFP-Einrichtungen überwiegend durch die Einrichtungsleitung (ca. 72 %) oder durch das pädagogisches Personal (23 %) übernommen wurde.

Umsetzung von Standards braucht vielfältige Unterstützung

Die Forscher*innen führen die bessere Verpflegungsqualität u.a. auf die durch das CACFP gesetzten Verpflegungsstrukturen inklusive der Kostenerstattungen für die Mahlzeiten zurück. Dennoch merken die Fachleute an, dass auch in diesen Einrichtungen die Standards nicht zu 100 % erfüllt wurden. Nach der Aktualisierung der CACFP-Ernährungsstandards im Jahr 2017 waren auch im Jahr 2019 noch 21 %  der CACFP-Einrichtungen nicht in der Lage, den Standards zu entsprechen.

Insgesamt erleichtern nach Auffassung der Studienexpertinnen und -experten ein regelmäßiges Monitoring sowie die Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal inklusive regelmäßiger Aus- und Weiterbildung in den CACFP-Einrichtungen die Umsetzung und Einhaltung von Ernährungsstandards. Hierfür erklärt sich die CACFP ausführende Behörde verantwortlich. Nicht am Programm teilnehmenden Einrichtungen steht diese Unterstützung nicht zur Verfügung, weshalb sie eine ähnliche Mahlzeitenqualität nur schwer erreichen könnten, so die Wissenschaftler*innen.

Sie schließen daraus, dass Träger bzw. Anbieter von Betreuungsleistungen entsprechenden Support (finanziell, fachlich, zeitlich) in der Umsetzung von Ernährungsstandards benötigen. Allein das Vorhandensein der Standards ist nach Auffassung der Forscher*innen nicht ausreichend, um eine verbesserte Verpflegungsqualität in Kinderbetreuungseinrichtungen zu erreichen.

Quelle

  • Andreyeva T, Xiaohan S, Mackenie C, Kenney E: Implementation of Minimum Nutrition Standards and Best Practices in Childcare Centers.  Journal of the academy of nutrition and dietetics. Copyright 2021 by the Academy of Nutrition and Dietetics. https://doi.org/10.1016/j.jand.2021.05.019