Ein pflanzenbasiertes Mahlzeitenangebot in Kitas und Schulen hat großes Potenzial für mehr Nachhaltigkeit und Gesundheitsförderung. Wie akzeptiert solche Angebote bei Kindern und Eltern sind, war Gegenstand internationaler Studien.
National wie international setzen verantwortliche Akteure pflanzenbasierte Menüangebote mit einem hohen Anteil an Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkorngetreide und Obst in Kitas und Schulen in den Fokus von Maßnahmen, um den CO2-Fußabdruck von Ernährungssystemen zu verringern. Damit dieser Hebel zur Transformation wirksam werden kann, braucht es auch die Akzeptanz der Tischgäste.
Wir haben die Ergebnisse von drei wissenschaftlichen Studien zusammengetragen, die die Bereitschaft von Kindern und ihren Eltern für nachhaltig optimierte Speisenangebote untersuchten.
Frankreich: Studie untersucht Elterneinstellungen
In Frankreich haben 2022 die gesetzlich verankerten Schulverpflegungsstandards eine Nachhaltigkeits-Reform erfahren. Seither ist pro Woche ein vegetarisches Menü vorgeschrieben. Ziel ist, den Anteil weiter zu erhöhen. Eine Studie hat Elterneinstellungen dazu untersucht und diese mit sozio-demografischen Merkmalen, Ernährungsgewohnheiten sowie Motiven zur Lebensmittelauswahl in Zusammenhang gesetzt. Per Online-Umfrage wurden Eltern von Schulkindern der Stadt Dijon befragt, die an der Schulverpflegung teilnehmen.
Fast die Hälfte stimmt für mehr vegetarische Speisen – Gute Sensorik wichtig
49 % der Eltern stimmen einer zweiten wöchentlichen vegetarischen Mahlzeit zu, 26 % einer täglichen vegetarischen Mahlzeit für ihre Kinder (n = 1.261). Diese Eltern hatten eher einen höheren Bildungsgrad und waren eher Flexitarier*innen oder Vegetarier*innen. Ihre Kinder besuchten insgesamt aber seltener die Schulkantine. Umweltaspekte waren mit der Bereitschaft der Eltern positiv assoziiert, während die sensorische Attraktivität vegetarischer Mahlzeiten damit eher negativ assoziiert war. Die Ergebnisse zeigten außerdem einen negativen Zusammenhang zwischen vegetarischen Mahlzeiten auf der einen Seite und vertrauten Ernährungsgewohnheiten und attraktiver Sensorik auf der anderen Seite.
Frankreich: Kaum Einfluss von Ernährungsbildung auf die Akzeptanz bestimmter Lebensmittel
Eine Studie hat untersucht, ob Kinder pflanzliche Lebensmittel eher akzeptieren, wenn das Angebot mit kurzen sensorischen Ernährungsbildungs-Interventionen begleitet wird. Zwei Schulkantinen wurden als Interventionsgruppe, weitere zwei als Kontrollgruppe ausgewählt. Gegenstand der Studie waren Grünkohl und rote Bohnen, die in den Schulkantinen regelmäßig angeboten werden. Insgesamt haben 660 Grundschulkinder zwischen 6 und 11 Jahren teilgenommen. Per Fragebogen wurden unter anderem ihre Einstellungen zu pflanzlichen Lebensmitteln, ihr Wissen über Kohlsorten und Hülsenfrüchte sowie ihre Bereitschaft zum Probieren vor und nach den Ernährungsbildungs-Interventionen abgefragt.
Mehr Wissen führt nicht unbedingt zu mehr Offenheit
Nach den Interventionen zeigte sich, dass die Kinder zwar über mehr Wissen zu den abgefragten Lebensmitteln verfügten, aber ihre Bereitschaft zum Probieren sich nur in Bezug auf die Hülsenfrüchte positiv verändert hatte. Insgesamt halfen die Interventionen nicht, dass die Kinder diese Lebensmittel lieber mögen. Es zeigte sich auch kein positiver Einfluss auf bestehende Neophobien.
Griechenland: Guter Geschmack und Vertrautheit sind leitende Motive
Eine Studie hat Wertvorstellungen und Entscheidungsmotive zur Auswahl von nachhaltigen Lebensmitteln von 587 Grundschüler*innen untersucht. Per Fragebogen wurden die Teilnehmenden zu jeweils 12 ethisch-moralischen Kriterien in Bezug auf die Nachhaltigkeitsbereiche Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft befragt (z. B. CO2-Fußabdruck, Biodiversität, gerechte Entlohnung, Tierwohl). Eine weitere Skala bewertete individuelle Motive zur Lebensmittelauswahl wie z. B. Stimmung, sozialer Einfluss, Vertrautheit oder Sensorik. Die Ergebnisse zeigten, dass die individuellen Motive bei der Lebensmittelauswahl deutlich wichtiger sind als ethische-moralische Werte. Führende Motive waren die Sensorik und die Vertrautheit der Speisen. Ergänzende Datenerhebungen belegten, dass Motive zur nachhaltigen Lebensmittelauswahl statistisch signifikant vom Alter, Geschlecht oder Wohnort der Kinder abhängen. So bewerteten etwa Mädchen Werte wie gerechte Entlohnung oder Tierwohl für die Lebensmittelauswahl höher als Jungen.
Fazit: Nachhaltige Speisenangebote professionell zubereiten und attraktiv anbieten
Die Ergebnisse stützen Empfehlungen von Fachleuten, optimierte bzw. pflanzenbasierte Speisenangebote schrittweise einzuführen, damit Kinder und Jugendliche die Möglichkeit haben, sich an neue Geschmäcker und Menüangebote zu gewöhnen. Das Angebot von Probierportionen, kinder- und jugendgerechte Gastronomiekonzepte, Möglichkeiten zur Selbstbedienung sowie eine handwerklich professionelle Zubereitung der Speisen sind in dieser Hinsicht weitere wichtige Elemente einer notwendigen Akzeptanzförderung.
Lesenswertes zur News
Quellen
- Justine Dahmani, Sophie Nicklaus, Lucile Marty: Willingness for more vegetarian meals in school canteens: Associations with family characteristics and parents’ food choice motives in a French community. Appetite, Volume 193, 2024, 107134, ISSN 0195-6663. https://doi.org/10.1016/j.appet.2023.107134
- Justine Dahmani, Fanny Teil, Marine Pouyfaucon, Aude Gaignaire, Sophie Nicklaus, Lucile Marty: Effects of a short food education program implemented at school canteens on children’s acceptance of plant-based food: A quasi-experimental study. Food Quality and Preference, Volume 115, 2024, 105104, ISSN 0950-3293. https://doi.org/10.1016/j.foodqual.2024.105104
- Vasiliki Maria Panatsa, Georgios Malandrakis: Greek primary school students’ moral judgments and motives about sustainable food consumption. Cleaner and Responsible Consumption, Volume 12, 2024, 100173, ISSN 2666-7843. https://doi.org/10.1016/j.clrc.2024.100173