Bild zeigt kleines Kind im Hochstuhl, das mit einem Löffel gefüttert wird.
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Gewichtswahrnehmung beeinflusst Interaktion beim Füttern

Quelle: AdobeStock © JenkoAtaman

Wie Betreuungspersonen das Gewicht eines Kindes einschätzen, hat Einfluss auf ihre Fütterungspraktiken. Diese sind nicht auf das Verhalten des Kindes beim Essen abgestimmt, sondern auf sein wahrgenommenes Gewicht. Nahrungsmittelrestriktion oder Zwang zum Essen kommen besonders häufig vor.

Wirkt sich die Einschätzung des kindlichen Körpergewichtes auf nicht-responsive Fütterungspraktiken durch Betreuungspersonen aus? Dieser Frage ist eine Gruppe von Wissenschaftler*innen im Rahmen einer semi-quantitativen Untersuchung sowie einer Meta-Analyse nachgegangen. Für das Vorhaben werteten die Fachleute relevante Studien aus fünf weltweiten Datenbanken aus. Es flossen unter anderem 22 Studien mit mehr als 12.000 Befragten in die Auswertung ein.

Schutzfaktor vor Übergewicht

Die Studie wurde vor dem Hintergrund einer hohen weltweiten Prävalenz für Übergewicht und Adipositas bei Kindern unter fünf Jahren durchgeführt. Die Art und Weise, wie Kinder gefüttert werden, ist für die Entwicklung ihres Essverhaltens und für ihre Wahrnehmung von Hunger und Sättigung wesentlich. Eine gelingende Interaktion beim Essen und ein auf das Kind abgestimmtes Antwortverhalten (professionelle Responsivität) gilt daher als Schlüsselfaktor in der Prävention von Übergewicht und Adipositas im Kindesalter. Betreuungspersonen wie Eltern oder pädagogischen Fachkräften in Kinderbetreuungseinrichtungen kommt daher beim Füttern eine wichtige Rolle zu.

Ergebnisse zusammengefasst

Die Studie zeigte statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen der visuellen Einschätzung des kindlichen Gewichts und nicht-responsiven Fütterungspraktiken. Besonders häufig zeigten sich Nahrungsmittelrestriktionen und Druck oder Zwang zum Essen. Insgesamt klassifizierten die Fachleute vier Kategorien:

 

  • Restriktion: Strikte Limitierung des Zugangs zu Speisen sowie die Einschränkung von Lebensmitteln, die als ungesund gelten.
  • Druck oder Zwang beim Essen: Darauf bestehen, auch physisch, dass das Kind mehr oder bestimmte Nahrungsmittel isst.
  • Essen mit der Aussicht auf Belohnung
  • Essen als Trost in Konfliktsituationen

 

Dabei war die Gewichtswahrnehmung mit Nahrungsmittelrestriktionen positiv assoziiert, eine negative Assoziation zeigte sich im Zusammenhang mit Druckausübung beim Essen. Betreuungspersonen, die das Kind also als übergewichtig einschätzten, übten signifikant weniger Zwang oder Druck beim Essen aus, als diejenigen, die das Kind nicht als übergewichtig wahrnahmen. Es zeigten sich ebenso Zusammenhänge zwischen der Gewichtseinschätzung und sanktioniertem Essverhalten, wie beispielsweise Essen als Belohnung oder Trost.

Fazit: Gewichtswahrnehmung ist großer Einflussfaktor

Aufgrund der Ergebnisse halten die Wissenschaftler*innen einen Zusammenhang zwischen der subjektiven Wahrnehmung des kindlichen Gewichtes durch enge Bezugspersonen und ihrer Beeinflussung beim Füttern für evident. Deshalb seien weitere Studien und Interventionen notwendig, die die Rolle der Bezugspersonen beim Füttern des Kindes näher betrachteten. Außerdem müssten kausale Zusammenhänge näher identifiziert werden, damit die Art und Weise, wie Kinder gefüttert werden, optimiert werden könne. 

Professionelle Responsivität in Kita und Kindertagespflege

Die Ergebnisse verdeutlichen die herausragende Vorbildwirkung von pädagogischen Fachkräften in Kita und Kindertagespflege für das Ernährungslernen der Kinder. Ihr Verhalten beim Füttern und bei der Begleitung der Kinder beim Essen hat großen Einfluss darauf, ob Kinder lernen, eigene Hunger- und Sättigungsgefühle wahrzunehmen. Es ist daher erforderlich, dass pädagogische Fachkräfte wissen, was eine in diesem Sinne angemessene Interaktion mit dem Kind beim Füttern und Essen ausmacht. Eine stärkere Professionalisierung ist daher wünschenswert. 

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Quelle

  1. Wang J, Winkley K, Xiaoxue W, Yang C, Yan-Shing C: The relationship between caregivers´ self-reported and visual perception of child weight and their non-responsive feeding-practices: A systematic review and meta-analysis. Appetite Volume 180, 1 January 2023, 106343
    https://doi.org/10.1016/j.appet.2022.106343
  2. Methfessel B, Höhn K, Miltner-Jürgensen B: Essen und Ernährungsbildung in der KiTa. Entwicklung – Versorgung – Bildung (2016)