Auf einem Teller ist ein kleiner Garten mit Miniatur-Gemüse angelegt.
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Kommunale Ernährungsumgebungen nachhaltiger gestalten

Quelle: adobeStock © Pixelbliss

Auf einer Online-Veranstaltung diskutierten Fachleute die Möglichkeiten der öffentlichen Beschaffung zur Förderung einer klimafreundlichen und nachhaltigen Ernährung in der EU. Gute Beispiele aus Dänemark und Frankreich machen Mut.

Inwieweit das öffentliche Beschaffungswesen zu einer nachhaltigeren und klimafreundlichen Ernährungsumgebung beitragen kann, beleuchteten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis auf Einladung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Agentur Climate Focus auf einer Online-Podiumsdiskussion am 6. Oktober 2021.

Die Veranstaltung fand statt in Kooperation des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) mit der Climate Land Use Alliance. An der Veranstaltung teilgenommen hat außerdem Prof. Dr. Melanie Speck, Hochschule Osnabrück, die einen Einblick in die Beschaffungspraxis in Deutschland gab. Die Wissenschaftlerin für Sozioökonomie in Haushalt und Betrieb ist zudem Mitglied im Expertenkreis des NQZ.

Motivierende Praxisbeispiele aus Dänemark und Frankreich

Expertinnen aus Dänemark und Frankreich stellten kommunale bzw. landesweite Initiativen für mehr Nachhaltigkeit vor. So hat das 2007 gegründete „Copenhagen House of Food“ erreicht, dass eine Qualitätsoffensive in den 1.100 öffentlichen Küchen in Dänemarks größter Stadt zu einem Bio-Anteil von mittlerweile etwa 90 % führte. Das dortige Verpflegungsangebot in Kitas, Schulen, Seniorenheimen und weiteren kommunalen Einrichtungen hat sich im Sinne einer „Planetary health diet“ verändert: So werden u.a. weniger Fleisch- und mehr attraktive vegetarische Gerichte angeboten.

In Frankreich hat zivilgesellschaftliches Engagement und die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen zum Erfolg einer Nachhaltigkeits-Reform öffentlicher Verpflegungsangebote beigetragen. Mit der Verabschiedung zweier Gesetze (2018 und 2021) hat die französische Regierung u.a. diese Meilensteine formuliert: die Reduktion von Plastik, mehr vegetarische Menüs, mehr biologisch produzierte Lebensmittel und weniger Lebensmittelabfälle. In Frankreichs Schulen sollen ab Januar 2022 mindestens 50 % der verwendeten Lebensmittel aus nachhaltiger oder regionaler Produktion stammen, mindestens 20 % davon sollen biologisch angebaut sein. Bereits jetzt hat die Reform dazu geführt, dass die in Frankreich verpflichtenden Qualitätsstandards für die Schulverpflegung einmal pro Woche ein vegetarisches Menüangebot vorsehen. In einer zweijährigen Testphase wird ab 2021 zudem die Akzeptanz eines täglichen alternativen vegetarischen Angebots erprobt.

Fazit: Öffentliche Beschaffung kann „game changer“ sein

Die Expert*innen betonten, dass mit einer pflanzenorientierten Ernährung vielfache Benefits verbunden sind (u. a. Gesundheitsförderung, Reduzierung der klimaschädlicher Emissionen, mehr Tierwohl, geringere Wasser- und Luftverschmutzung). Einig waren sich die Fachleute, dass die öffentliche Beschaffung ein „game changer“ für mehr Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene sein kann. Dafür brauche es politischen Willen und gesetzliche Vorgaben, so die Expert*innen. Mehr Nachhaltigkeit bedeutet dabei nicht unbedingt höhere Kosten, wie das Beispiel Kopenhagen zeigt. Dort konnten im Laufe des Qualitätsentwicklungsprozesses öffentliche Gelder sinnvoll umgelenkt werden, die zuvor etwa für die Beseitigung von Umweltauswirkungen einer konventionellen Lebensmittelproduktion verwendet wurden.

Die Referent*innen betonten außerdem die Notwendigkeit, durch mehr Attraktivität und guten Geschmack für eine höhere Akzeptanz einer pflanzenbetonten Küche zu sorgen. Hierfür bedürfe es einer besseren und gezielteren Ausbildung der Küchenfachkräfte, auch mit Blick auf die Reduktion von Lebensmittelabfällen, die Verarbeitung regionaler bzw. saisonaler Lebensmittel oder die Reduktion von Convenience-Ware zugunsten unverarbeiteter Frischware. Insgesamt sei es notwendig, dass sich Küchen mehr im Sinne einer nachhaltigen Produktionsweise professionalisierten. Wichtig sei außerdem eine Vernetzung lokaler Märkte und eine enge Zusammenarbeit mit der regionalen Landwirtschaft, um benötigte Produktionsmengen sicherzustellen und gleichzeitig der Landwirtschaft eine wirtschaftliche Perspektive zu bieten.

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