Die Ernährungsstrategie der Bundesregierung ist beschlossen: Mit dem Titel „Gutes Essen für Deutschland“ hat das federführende Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) rund 90 geplante und bestehende ernährungspolitische Maßnahmen formuliert. Im Fokus steht auch die Kita- und Schulverpflegung.
Mit der Ernährungsstrategie setzt sich die Bundesregierung insbesondere für vielseitiges Essen in Kitas, Schulen und Kantinen sowie für ein reicheres Angebot an gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln im Lebensmitteleinzelhandel ein. Ziel ist, eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und Obst zu stärken. Zudem soll die Verschwendung von Lebensmitteln deutlich und nachhaltig gesenkt werden. Erstmals wird auch Ernährungsarmut als ein gesellschaftspolitisches Problem anerkannt. Insgesamt bündelt die Strategie ressortübergreifend kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen mit einem Zielhorizont bis 2050.
Gemeinschaftsverpflegung als zentraler Motor für Gesundheit und Nachhaltigkeit
Die Ernährungsstrategie hebt besonders das Potenzial der Gemeinschaftsverpflegung als wirkkräftigen Hebel für die Umsetzung einer gesunden und nachhaltigen Ernährung hervor. Ernährungsumgebungen sollen dabei so gestaltet sein, dass gerade junge Menschen gerne dort essen. Ziel ist eine bedarfsgerechte, ausgewogene und nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung auf Basis der DGE-Qualitätsstandards. Mit der prägenden Wirkung einer so gestalteten Verpflegung insbesondere in Kitas, Kindertagespflege und Schulen können Ernährungsstile der Zukunft positiv beeinflusst werden.
Ausbau des Unterstützungsangebotes
Damit zunächst in Schulen und langfristig auch in Kitas der DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung flächendeckend Anwendung findet, nennt die Ernährungsstrategie die Unterstützung der Vernetzungsstellen Kita- und Schulverpflegung der Länder ebenso wie die Aktivitäten des Nationalen Qualitätszentrums für Ernährung in Kita und Schule (NQZ) durch die Bundesregierung. Weitere Maßnahmen sind unter anderem:
- Qualitätsentwicklung fördern: Mit dem Fokus auf einer Umsetzung zunächst in Schulen soll das digitale Qualitätsmanagement-Tool „Unser Schulessen“ helfen, ausgewogene und nachhaltige Verpflegungsangebote zu etablieren und kontinuierlich zu sichern. Als Instrument zur individuellen Qualitätssicherung unterstützt es bei der Analyse, Bewertung und Auswahl des Verpflegungsangebots. Der Bund beabsichtigt, das Tool in Zusammenarbeit mit den Vernetzungsstellen Schulverpflegung der Länder weiterzuentwickeln.
- Bedarfsgerechte Portionsgrößen ermöglichen: Die Aktualisierung der DGE-Qualitätsstandards soll den Aspekt der Lebensmittelverschwendung in allen Bereichen der Gemeinschaftsverpflegung stärker berücksichtigen. Ziel ist, dass bedarfsgerechte Portionsgrößen aktiv angeboten werden.
- Ausweitung der Unterstützung bei Beschaffung in Kita- und Schulverpflegung: Die Beschaffung von Verpflegung für Kitas und Schulen ist von zentraler Bedeutung, um eine qualitativ hochwertige, gesundheitsförderliche und nachhaltige Ernährung anzubieten. Gleichzeitig ist der Beschaffungsprozess komplex und erfordert spezifisches Fachwissen bei den Kita- und Schulträgern. Das NQZ wird seine Schulungsangebote zum Beschaffungsmanagement von Kita- und Schulverpflegung ausbauen.
- Machbarkeitsstudie zur Sicherung der Kita- und Schulverpflegung in Krisenzeiten: Die Erfahrungen aus der Covid-19-Pandemie haben gezeigt, dass die Strukturen einer gesundheitsfördernden Kita- und Schulverpflegung nicht krisensicher sind. In einer Machbarkeitsstudie soll ein krisensicheres, nationales Ernährungsprogramm (für Kita- und Schulverpflegung) geprüft werden.
- Förderung der Vernetzungsstellen: Um die Vernetzungsstellen Kita- und Schulverpflegung bei der Bewältigung der wachsenden Aufgaben zu unterstützen, beabsichtigt der Bund, sie über die aktuelle Förderperiode hinaus weiterhin projektgebunden finanziell zu fördern. Künftig wird die Projektförderung an den strategischen Zielen der Ernährungsstrategie ausgerichtet. Außerdem möchte der Bund den Vernetzungsstellen mehr standardisierte Angebote u. a. durch das NQZ zur Verfügung stellen). Hierzu zählen auch Austauschformate wie das NQZ-Vernetzungstreffen „Ernährung in Kita und Schule“.
- Verbesserung der Ernährungsumgebung in Schulen: Der Bund wird die Länder und Kommunen, in deren Zuständigkeit die äußeren Schulangelegenheiten liegen, bei der Schaffung eines gesundheitsförderlichen und nachhaltigen Verpflegungsangebotes unterstützen. Neben den Schulküchen sollen etwa auch innovative Ansätze, z. B. für Nudging, in den Blick genommen werden. Mit dem Investitionsprogramm Ganztagsausbau stellt der Bund den Ländern drei Milliarden Euro zur Verfügung. Das Programm ermöglicht auch Investitionen zur Förderung von Ernährung und Bewegung.
- Zukunftsfähige Ernährungsbildung: Die Ernährungsbildung in Kindertagespflege, Kitas und Schulen sowie die Ausgestaltung der Curricula für den ernährungsbildenden Unterricht liegen in der Zuständigkeit der Länder, in deren Bildungspläne die Themen „Essen“ und „Ernährung“ sehr unterschiedlich verankert sind. Ziel ist eine zukunftsfähige Ernährungsbildung, in die gesundheitliche, umwelt- und klimarelevante sowie gesellschaftliche Aspekte stärker einfließen. Aufgrund der föderalen Struktur sollen die Aktivitäten auf Länder- und Bundesebene koordiniert werden, um hier Verbesserungen zu erreichen. Ziel ist weiterhin, die formale Ernährungsbildung im Schulunterricht mit der angebotenen Schulverpflegung in Einklang zu bringen.
Lesenswertes zur News
Quellen
- Pressemitteilung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft Nr. 5/2024 vom 17. Januar 2024
- Ernährungsstrategie der Bundesregierung „Gutes Essen für Deutschland“ (Download PDF 916 KB, nicht barrierefrei)