Ein Mädchen im Kindergartenalter sitzt auf einer Schaukel und schaut über ihre Schulter.
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Hoher Kostendruck hat Auswirkung auf Qualität der Kita-Verpflegung

Quelle: pixabay © patricianitzc

Der Kita-Bericht 2024 des Paritätischen Gesamtverbandes zeigt, dass sich die Ernährungssituation in Kitas seit der letzten Erhebung deutlich verschlechtert hat. Für fast die Hälfte der befragten Einrichtungen sind die Mittel für eine ausgewogene Ernährung nicht ausreichend.

Um die Qualität der Kindertagesbetreuung systematisch zu ermitteln, hat der Paritätische Gesamtverband im Sommer 2023 bereits zum dritten Mal eine Umfrage unter Kindertageseinrichtungen in Deutschland durchgeführt. Mit dem nun veröffentlichten Kita-Bericht 2024 liegen Einschätzungen zu den Arbeitsbedingungen von 1.760 Kindertageseinrichtungen vor. 63 % der teilnehmenden Einrichtungen sind Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband. Damit wird ein Fünftel aller Paritätischen Einrichtungen bundesweit in der Umfrage erfasst. Mit 85 % haben mehrheitlich Kita-Leitungen oder stellvertretende Leitungen an der Befragung teilgenommen.

Inhaltlich orientiert sich die Befragung an den Handlungsfeldern, die in dem 2019 in Kraft getretenen KiTa-Qualitäts- und -Teilhabeverbesserungsgesetz; KiQuTG) aufgeführt sind (Kindertagespflege ausgenommen). Um multiple Belastungssituationen von Einrichtungen nachvollziehbar zu erfassen, wurde erstmals ein Kita-Belastungsindex berechnet.

Ausgewählte Ergebnisse im Überblick

Handlungsfeld 6 – Kindliche Entwicklung und Gesundheit:

  • 2021 reichten die gegebenen Mittel bei einem Drittel der Teilnehmenden nicht aus, um die Kinder mit einer ausgewogenen Ernährung zu versorgen. 2023 betrifft das fast die Hälfte der Teilnehmenden (47 %).
  • In 43 % der Einrichtungen ist eine ausgewogene Ernährung von freiwilligen Sach- bzw. Geldspenden der Eltern abhängig.
  • In 45 % der Einrichtungen wird die Innenfläche den Bewegungsbedürfnissen der Kinder nicht gerecht.

Handlungsfeld 9 – Steuerung im System und Finanzierung

  • In fast allen Bereichen verzeichnet der Bericht stark steigende Kosten. In Bezug auf die Ernährung geben fast 69 % der Einrichtungen an, dass die Kosten in den letzten 12 Monaten sehr stark gestiegen sind.
  • Einrichtungen werden vielfach mit der Kostenentwicklung allein gelassen. Das betrifft besonders die Ernährung, bei der 58 % der Einrichtungen die Kostensteigerung vollumfänglich auffangen müssen.

Kita-Belastungsindex

Um zwischen singulären Herausforderungen und multiplen und dauerhaften Krisen zu unterscheiden, berechnete der Paritätische einen Kita-Belastungsindex. Dazu ermittelten die Fachleute aus jedem der neun Handlungsfelder einen Indikator, der auf die Problemwahrnehmung in diesem Handlungsfeld hinweist. Der Durchschnittswert dieser neun Indikatoren zeigt an, wie stark eine einzelne Einrichtung belastet ist.

  • Bundesweit weisen nur 11 % der Einrichtungen eine niedrige strukturelle Belastung auf. Mit 22 % haben doppelt so viele eine hohe strukturelle Belastung. Zwei Drittel aller Einrichtungen weisen eine mittlere strukturelle Belastung auf.
  • In den östlichen Bundesländern sind mit 28 % mehr Einrichtungen einer hohen strukturellen Belastung ausgesetzt als in westlichen Bundesländern (20 %).
  • Kleinere Einrichtungen haben häufiger eine niedrige strukturelle Belastung als größere (18 % zu 6 %).
  • In benachteiligten Sozialräumen weisen 36 % aller Einrichtungen eine hohe strukturelle Belastung auf, dagegen nur 13 % der Einrichtungen in nicht-benachteiligten Sozialräumen.

Fachkräftemangel alarmierend

Als besorgniserregend bezeichnet der Verband die Personal- und Fachkräftesituation. Alarmierend sei, dass sich die Situation in vielen Kindertageseinrichtungen in den vergangenen zwei Jahren deutlich verschlechtert habe, so die Fachleute. Durchschnittlich fehlen in jeder Kita mehr als zwei Fachkräfte, häufig sind es sogar mehr. Das entspricht aktuell 125.000 fehlenden Fachkräften im gesamten Bereich der Kindertagesbetreuung.

Zum Hintergrund der Umfrage

An der Umfrage des Paritätischen Gesamtverbandes zur Qualität in Kindertageseinrichtungen haben im Zeitraum vom 15.05.2023 bis zum 23.06.2023 insgesamt 1.760 Personen aus unterschiedlichen Kindertageseinrichtungen im gesamten Bundesgebiet teilgenommen. Die Erhebung fand in Form einer Online-Umfrage statt. Da die Einladung zu der Umfrage überwiegend von den Paritätischen Landesverbänden verteilt wurde, sind Paritätische Einrichtungen deutlich überrepräsentiert. Bundesweit sind etwa 9 % aller Kindertageseinrichtungen dem Paritätischen Wohlfahrtsverband angeschlossen.

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Quelle

  • Pressemitteilung der Paritätische Gesamtverband vom 03. Juni 2024: Paritätischer Kita-Bericht zeigt wachsende Defizite in Kindertageseinrichtungen