Ein kleines Kind spielt am Sandkastenrand und drückt Sand in ein Förmchen. Das Bild zeigt vor allem die Hände des Kindes, Sand und Sandform..
News

Kostenlose Kita- und Schulmahlzeiten als ein Instrument gegen Kinderarmut

Quelle: pixabay © Marjonhorn

Sowohl Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene wünschen sich mit großer Mehrheit, dass Staat und Gesellschaft Kinderarmut stärker bekämpfen. Das zeigt der Kinderreport 2023 des Deutschen Kinderhilfswerks. Kostenloses Kita- und Schulessen erfährt als Unterstützungsmaßnahme hohe Zustimmungswerte.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus, der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes Thomas Krüger sowie der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes Holger Hofmann, haben den Kinderreport 2023 vorgestellt. Für den Bericht führte ein Politikforschungsinstitut eine repräsentative Umfrage unter Erwachsenen in Deutschland und eine ergänzende Kinder- und Jugendbefragung unter Zehn- bis 17-Jährigen durch. Zentrale Fragestellungen waren,

  • wie die Befragten staatliche Aktivitäten zur Armutsbekämpfung und -prävention wahrnehmen und welche Gründe sie für Armut sehen,
  • welche Strategien zur Bekämpfung von Kinder- und Jugendarmut notwendig sind und in welchen Bereichen die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland verbessert werden sollte.

Kostenlose Kita- und Schulmahlzeiten

Bei den befragten Kindern und Jugendlichen gibt es durchgehend sehr hohe Zustimmungswerte zu einzelnen Maßnahmen zur Bekämpfung der Kinderarmut. Besonders favorisiert wird (u. a.) kostenfreies Essen in Schule und Kita (90 %) und eine kostenlose Ganztagsbetreuung (89 %). Die Unterstützungsmaßnahmen werden von Schüler*innen, die eine Hauptschule besuchen, eher als „sehr wichtig“ angesehen als von denjenigen, die ein Gymnasium besuchen: Kostenfreies Essen in Schule und Kita (67 zu 53 %) und kostenlose Ganztagsbetreuung (64 zu 49 %). Bei den Erwachsenen sind 87 % der Meinung, dass kostenlose Kita- und Schulmahlzeiten als Maßnahme gegen Kinderarmut sehr wichtig bzw. wichtig sind. 88 % wünschen sich eine kostenlose Ganztagsbetreuung. Auch hier zeigen sich Unterschiede in der Bewertung der Unterstützungsmaßnahmen. Haushalte mit niedrigem Einkommen halten die Maßnahmen öfter für „sehr wichtig“ als Haushalte mit hohem Einkommen: kostenlose Mahlzeiten in Kitas und Schulen (51 zu 41 %), kostenlose Ganztagsbetreuung (48 zu 47 %).

Weitere Ergebnisse des Kinderreports 2023 im Überblick:

  • Nur 23 % Prozent der Erwachsenen sind der Ansicht, dass "sehr viel oder eher viel“ zur Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland getan wird. Von den befragten Kindern und Jugendlichen sind 27 % dieser Meinung. 
  • Als Hauptgrund für Kinderarmut sehen 83 % der Erwachsenen ("Trifft voll und ganz zu" und "Trifft eher zu") und 93 % der Kinder und Jugendlichen in zu geringen Einkommen. Mangelnde Unterstützung von Alleinerziehenden, etwa finanziell oder durch Kinderbetreuung, sehen 78 % der Erwachsenen als wichtigen Grund für die Kinderarmut an, bei den Kindern und Jugendlichen sogar 80 %.
  • Bei der Frage, wie die Kinderarmut in Deutschland bekämpft werden sollte, unterstützt ein Großteil der Bevölkerung eine grundlegende Veränderung politischer Rahmenbedingungen. Dazu gehört u. a. die Unterstützung von einkommensschwachen Familien mit Lehrmittelfreiheit, kostenfreie Beteiligungsmöglichkeiten an Bildung, Kultur und Sport sowie mehr günstiger Wohnraum.
  • Mehr Mitbestimmung für Kinder und Jugendliche: Die Erwachsenen unterstützen eine Erweiterung der Mitbestimmungsrechte ("sehr wichtig" und "wichtig") insbesondere in Sport-, Kultur- und Freizeitvereinen (82 %), in der Familie (80 %) und in der Schule (79 %). Kinder und Jugendliche wünschen sich vor allem mehr Mitsprache im schulischen Bereich und im familiären Umfeld (91 beziehungsweise 90 %), aber auch in Sport-, Kultur- und Freizeitvereinen (81 %) sowie in Deutschland insgesamt (80 %).
„Kinderarmut ist Familienarmut. Die Kindergrundsicherung ist das wichtigste sozialpolitische Vorhaben, um die finanzielle Situation von Familien zu verbessern. Gleichzeitig ist die Kindergrundsicherung eingebettet in ein breites Netz verschiedenster Maßnahmen zur Bekämpfung von Kinderarmut. Mit dem beschlossenen Nationalen Aktionsplan 'Neue Chancen für Kinder in Deutschland' führen Bund, Länder, Kommunen und Zivilgesellschaft diese Maßnahmen zusammen und entwickeln sie gemeinsam weiter.“
Bundesfamilienministerin Lisa Paus

Nationaler Aktionsplan betont Handlungsbedarf

Mit dem Nationalen Aktionsplan „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ soll bis zum Jahr 2030 benachteiligten Kindern und Jugendlichen Zugang zu hochwertiger frühkindlicher Betreuung, Bildung, Gesundheitsversorgung, Ernährung und Wohnraum gewährleistet werden. Zu den zentralen Handlungsfeldern gehört das Angebot von gesunden Mahlzeiten in Betreuungseinrichtungen und Schulen. Hier zeigt der Nationale Aktionsplan Handlungsbedarfe auf. So sollen die Zugangsmöglichkeiten zu ausgewogenen, gesunden und nachhaltigen Verpflegungsangeboten in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche zu verbessert werden. Um ein ausgewogenes und nachhaltiges Verpflegungsangebot sicherzustellen, sollten die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für die Verpflegung in Kitas beziehungsweise in Schulen flächendeckend verbindlich umgesetzt werden. Flankierend zum Ausbau der Verpflegungsangebote sind Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder an der Verpflegung in diesen Einrichtungen erforderlich. In den Bundesländern unterstützen die Vernetzungsstellen Kita- und Schulverpflegung mit Beratungsangeboten und Unterstützungsmaterialien.

Lesenwertes zur News

Quellen

  • Pressemeldung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 06.07.2023. Kinderarmut in Deutschland wirksamer bekämpfen
  • Kinderreport 2023 des Deutschen Kinderhilfswerks
  • Pressemeldung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 05.07.2023. Bundeskabinett beschließt Aktionsplan für chancengerechtes Aufwachsen
  • Nationaler Aktionsplan Kinderchancen