Übergewicht und Adipositas gehören zu den Hauptursachen vieler ernährungsmitbedingter Krankheiten. Zu den Prävalenzen in Deutschland haben Fachleute einen Status Quo im 15. DGE-Ernährungsbericht veröffentlicht. Von Übergewicht betroffen sind alle Altersgruppen.
Übergewicht bzw. Adipositas ist in allen Altersgruppen in Deutschland weit verbreitet. Als Hauptursache gilt eine positive Energiebilanz, die durch eine übergewichtsfördernde Lebenswelt begünstigt wird. Besonders betroffen sind Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status und Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund.
Grundlage der Zusammenfassung sind aktuelle Daten und Studienergebnisse, die Wissenschaftler*innen der Hochschule Fulda und der Technischen Universität München für verschiedene Lebensphasen ausgewertet haben.
Ergebnisse im Überblick
- Schwangere: Bei schwangeren Frauen zeigt sich bei der Erstuntersuchung eine kontinuierliche Zunahme der Übergewichtsprävalenz (2007: 34,1 %; 2022: 43,9 %). Unter anderem kann eine Unter- bzw. Überversorgung des ungeborenen Kindes mit Energie und Nährstoffen seine gesundheitliche Entwicklung bis ins Erwachsenenalter negativ beeinflussen.
- Neugeborene: Die Prävalenz für ein erhöhtes Geburtsgewicht ist seit 2007 unverändert. 10,3 % der Säuglinge kommen mit einem erhöhten Geburtsgewicht von ≥ 4 000 g auf die Welt. Darunter sind 1,2 % mit einem sehr hohen Geburtsgewicht von ≥ 4 500 g. Ein erhöhtes Geburtsgewicht kann langfristig ungünstige gesundheitliche Folgen für das Kind haben.
- Kinder und Jugendliche: Zur Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen verweisen die Fachleute auf die KiGGS-Studie (letzte Erhebung 2024 – 2017). Demnach sind 15,4 % der Kinder und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren übergewichtig, davon sind 5,9 % adipös. Ergänzende Auswertungen (CrescNet-Register) zeigten, dass bei etwa der Hälfte der Jugendlichen mit Adipositas der stärkste Gewichtszuwachs bereits im Vorschulalter (2 bis 6 Jahre) stattgefunden hat.
- Erwachsene: Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren zeigen eine Übergewichts- bzw. Adipositasprävalenz von 60,8 % (Männer) bzw. 37,7 % (Frauen). Mit 18,3 % bei den Männern und 13,2 % bei den Frauen hat die Verbreitung von Adipositas weiter zugenommen, so die Wissenschaftler*innen. Ein geschlechtsspezifischer Unterschied sei über alle Altersgruppen erkennbar.
- COVID-19-Pandemie: Eine repräsentative Elternbefragung (2020) zeigte, dass 9 % der Kinder und Jugendlichen (0–14 Jahre) COVID-19-bedingt an Körpergewicht zugenommen haben. Betroffen waren vor allem Familien mit niedriger Schulbildung. Nach einer weiteren repräsentativen Elternbefragung (2022) nahm jedes sechste Kind (18 %) im Alter zwischen 3 und 17 Jahren seit Beginn der Pandemie übermäßig an Gewicht zu.
- Sozio-ökonomischer Status (SES): Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedrigem SES weisen im Vergleich zu Gleichaltrigen aus Familien mit mittlerem oder höherem SES wesentlich häufiger Übergewicht bzw. Adipositas auf.
- Migrationshintergrund: Während bei 11- bis 17-Jährigen ohne Migrationshintergrund die Prävalenz bei 11,2 % liegt, liegt sie bei Gleichaltrigen mit Migrationshintergrund bei 18,9 % (mit einseitigem Migrationshintergrund) bzw. 19,8 % (mit beidseitigem Migrationshintergrund).
Präventive Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensverhältnisse
In ihren Empfehlungen konzentrieren sich die Fachleute vor allem auf präventive Maßnahmen, die auf die Lebensverhältnisse der Menschen abzielen. Hier sei das Essangebot im Umfeld, z. B. in der Gemeinschaftsverpflegung, eine wichtige Determinante. Um die Einflüsse von sozio-ökonomischem Status und Migrationshintergrund auf die hohe Prävalenz von Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter zu mindern, sind nach Auffassung der Autor*innen die flächendeckende Umsetzung der DGE-Qualitätsstandards in der Gemeinschaftsverpflegung und Ernährungsbildung dringend erforderlich. Als gesamtgesellschaftliche Aufgabe brauche es ein Bündel verschiedener Maßnahmen, um messbare Effekte zu erzielen.
Lesenswertes zur News
Quelle
- 15. DGE-Ernährungsbericht: Die Entwicklung und Verbreitung von Übergewicht in Deutschland. Download