Wissenschaftler*innen der Justus-Liebig-Universität Gießen haben gemeinsam mit der Stadt Kassel Empfehlungen erarbeitet, um den Anteil von bio-regionalen Lebensmitteln in der Kita- und Schulverpflegung zu erhöhen. Der Projektbericht enthält auch eine ausführliche Analyse der Ausgangslage.
Im Rahmen des Projekts „Bio-regionale Mittagsverpflegung an Kasseler Kitas und Schulen“ haben Wissenschaftler*innen der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) gemeinsam mit der Stadt Kassel Möglichkeiten untersucht, um den Anteil von saisonalen und regionalen Lebensmitteln, möglichst in Bio-Qualität, in der Mittagsverpflegung zu erhöhen. Die Stadt Kassel will bis 2030 klimaneutral werden und entsprechend nachhaltige Verpflegungsstrukturen etablieren.
Status Quo: Ausgangspunkt für Qualitätsentwicklung
Ausgangspunkt der Konzeptentwicklung war eine Status-Quo-Analyse der Verpflegungsstrukturen. Die Stadt Kassel ist Trägerin von 54 Schulen, 10 Horten und 29 Kindertagesstätten. Alle Kitas und ein Großteil der Grund- und weiterführenden Schulen verfügen über ein Verpflegungsangebot zum Mittagessen. Die Bewirtschaftung der Mensen erfolgt in Fremdbewirtschaftung durch neun Catering-Betriebe. Zum Einsatz kommen alle gängigen Verpflegungssysteme. Das Projektteam hat alle Verpflegungssysteme analysiert, sowohl hinsichtlich ernährungsphysiologischer und umweltbezogener Kriterien als auch in Bezug auf Kosten, Ausstattung und Personal. Außerdem wurden Speisenpläne der Einrichtungen anhand der DGE-Qualitätsstandards für die Kita bzw. Schulverpflegung untersucht.
Qualitätskriterien für wirtschaftliche und nachhaltige Angebote
Auf dieser Grundlage haben die Wissenschaftler*innen Qualitätskriterien für eine Vergabe von Verpflegungsdienstleistungen erarbeitet, die neben der Wirtschaftlichkeit der Angebote auch deren Nachhaltigkeit einbeziehen, unter anderem sind das:
- Einhaltung der DGE-Qualitätsstandards für die Kita- bzw. Schulverpflegung
- Saisonalität; Regionalität (um den Cateringbetrieb)
- Bio-Qualität und Bio-Anteil
- Ausschluss von Lebensmitteln
- Fisch und Meeresfrüchte aus bestandsschonender Fischerei bzw. nachhaltiger Aquakultur
- Convenience-Grad
- Reduktion von Lebensmittel- und Verpackungsabfällen
- Warmhaltezeiten/Temperaturen
Jährliche Qualitätssicherung
Im nächsten Schritt sind Ausschreibungsunterlagen (inklusive Textbausteine) entstanden, die insbesondere eine bio-regionale öffentliche Beschaffung ermöglichen. Parallel hat das Projektteam ein Prüf- und Qualitätssicherungskonzept entwickelt und validiert. Das Prüfkonzept sieht vor, dass die Cateringunternehmen jährlich auf Einhaltung der genannten Qualitätskriterien geprüft werden; sowohl intern durch eine Dokumentenprüfung als auch durch eine externe Prüfstelle.
Ergebnisse und Handlungsempfehlungen
Alle Ergebnisse sind im Studienbericht veröffentlicht. Der Bericht beinhaltet außerdem konzeptionelle und strategische Empfehlungen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen im städtischen Einfluss, mit denen eine klimagesunde Verpflegung vorangetrieben werden kann. Der Studienbericht sowie das Prüfkonzept inklusive aller benötigten Dokumente stehen zum Download zur Verfügung. Eine Übertragbarkeit auf andere Kommunen und Entscheidungsträger hält das Projektteam für möglich.
Lesenswertes zur News
Quellen
- Pressemitteilung der Justus-Liebig-Universität Gießen Nr. 183 vom 03.12.2024
- Keller, M., Landgrebe, I., Herzig, C.: Bio-regionale Mittagsverpflegung an Kitas und Schulen der Stadt Kassel – Konzeptentwicklung und Empfehlungen. Justus-Liebig-Universität Gießen. IBAE Bericht, August 2024, Gießen, 77 Seiten. https://doi.org/10.22029/jlupub-18724