Jugendlicher Schüler mit Baseball-Cap sitzt an einem Tisch und isst einen Burger.
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Ernährungsumgebungen in Schulen: Gesundheitsförderliche Potenziale besser nutzen

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In direkter Umgebung von Schulen besteht häufig ein großes Angebot von Fast Food oder Snacks – oft begleitet mit entsprechendem Marketing. Eine Studie hat nun untersucht, wie sich das auf die Lebensmittelauswahl von Jugendlichen auswirkt.

Nicht nur individuelle Geschmacksvorlieben beeinflussen die Lebensmittelauswahl, sondern vor allem der Einfluss des Elternhauses und von sozialen Gruppen. Ein weiterer wesentlicher Einflussfaktor auf die Präferenz ist die Ernährungsumgebung. Deren Gestaltung kann für ein gesundes Essverhalten entweder förderlich oder hemmend sein. Hiervon ausgehend haben österreichische Wissenschaftler*innen des Management Centers Innsbruck (MCI) zwei leitende Fragestellungen für eine Studie formuliert:

  • Welche Lebensmittelauswahl steht in und um Schulen in Österreich zur Verfügung und wie bewerten die Schüler*innen die Nährwertqualität dieses Angebotes?
  • Abgesehen von der schulischen Ernährungsumgebung: Welche Faktoren beeinflussen die Essgewohnheiten der Jugendlichen außerdem?


Die Fragestellungen wurden mithilfe eines Mehr-Methoden-Ansatzes (Citizen Science, Fokus-Gruppen-Interviews) beantwortet.

Zentrale Ergebnisse Citizien Science: Lebensmittelangebot in und um Schulen überwiegend ungesund

Mit dem „Wissen der Vielen“ engagieren sich freiwillige „Nicht-Expert*innen“ in einem wissenschaftlichen Forschungsprozess, z. B. beim Sammeln von Daten oder Erstellen von Analysen. Diese sogenannte Bürgerforschung hat sich als wirksamer Ansatz zur Untersuchung von Ernährungsumgebungen erwiesen, so die Fachleute des MCI. Für die Studie haben 167 jugendliche Schüler*innen von acht teilnehmenden Schulen insgesamt 144 Lebensmittelangebote im Umfeld ihrer Schule identifiziert. Fast-Food/Imbiss-Angebote waren mit 28 % am häufigsten in den Schulumgebungen vertreten, gefolgt vom Lebensmitteleinzelhandel (25 %) und Bäckereien und Cafés (22 %). Mit nur 3 % waren schulische Angebote am wenigsten vertreten.

Die Schüler*innen kategorisierten 953 unterschiedliche Lebensmittel- und Speisenangebote, von denen sie 46 % als ungesund und 22 % als gesund bewerteten. 32 % der Angebote ordneten sie in der Mitte zwischen gesund und ungesund ein. Die Einstufungen der Schüler*innen entsprach dabei weitgehendst den gängigen Ernährungsempfehlungen, wie etwa der österreichischen Ernährungspyramide. Nur selten jedoch bezogen sie den Grad der Verarbeitung oder den Zusatz von Farb- und Aromastoffen in ihre Bewertung ein, so dass etwa Müsliriegel als gesund bewertet wurden. Von den 39 schulischen Lebensmittelangeboten klassifizierten die Schüler*innen mehr als die Hälfte (57 %) als ungesund, 28 % als gesund und 15 % als dazwischen liegend.

Zentrale Ergebnisse Fokus-Gruppen-Interviews: Geschmack und Genuss sind Leitmotive

Interviews mit vier gemischt-geschlechtlichen Fokus-Gruppen mit insgesamt 25 Schüler*innen zwischen 12 und 15 Jahren zeigten insbesondere, dass Geschmack und Genuss bei der Lebensmittelauswahl vorherrschende Motive sind, trotz vorhandenem Ernährungswissen über gesunde Lebensmittel. Die Auswahl fällt überwiegend auch dann auf ungesunde Angebote, wenn gesündere Alternativen zur Verfügung stehen. Das soziale Umfeld sowie die Meinung und das Verhalten der Peergroup spielen eine weitere signifikant wichtige Rolle für ihre Entscheidung. Neben dem Geschmack spielen auch moralische, ethische und ökologische Werte (z. B. Tierwohl, Umweltaspekte) eine wichtige Rolle.

Fazit: Gesundheitsförderliche Angebote müssen die Lebenswelt von Jugendlichen abbilden

Die Studie untermauere bestehende Erkenntnisse, dass Ernährungsumgebungen von Schulen zu wenige gesundheitsförderliche Auswahloptionen bieten. Schüler*innen, die bereits ungünstige Ernährungsgewohnheiten aufzeigen, werden durch ein entsprechendes Lebensmittelangebot in der Schulumgebung weiter negativ beeinflusst, so das Fazit. Schulische Angebote spielen insgesamt nur eine untergeordnete Rolle für die Präferenz. Die Wissenschaftler*innen betonen die Notwendigkeit, Ernährungsumgebungen vor allem in Schulen attraktiver zu gestalten, so dass auch soziale, individuelle und ethische Bedürfnisse junger Menschen berücksichtigt werden. Nur so ließe sich das Potenzial gesundheitsförderlicher Ernährungsumgebungen in Schulen optimal nutzen.

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