Ob in den USA Gesetzesvorhaben zur Schulverpflegung in Kraft treten, hängt von bestimmten Parametern ab. Eine Studie hat im Zehn-Jahres-Zeitraum über 400 Gesetzesvorhaben aus allen Bundesstaaten ausgewertet: Gesetze werden eher verabschiedet, wenn der Gemüseverzehr bei Kindern besonders niedrig ist. Und je verpflichtender die Vorgaben, desto weniger wahrscheinlich tritt das Gesetz in Kraft.
Wie wahrscheinlich ist es, dass Gesetzesvorhaben zur Schulverpflegung in Kraft treten? Und welche Parameter nehmen darauf besonders Einfluss? Mit diesen Forschungsfragen haben sich Wissenschaftler*innen der Brigham University in Provo, Utah, in einer Studie auseinandergesetzt. Dafür haben sie aus einer Datenbank über einen Zeitraum von 10 Jahren (2010 – 2019) für insgesamt 462 gesetzliche Vorhaben zur Schulverpflegung Prädiktoren für das Inkrafttreten der Gesetze ermittelt:
- Zu den Ernährungsvariablen zählten auf Bundesebene etwa die Prävalenz von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen, ihr Gemüse- und Obstverzehr sowie ihr Konsum von Softgetränken.
- Als Umgebungsvariablen legten sie den Anteil der schwarzen bzw. weißen Bevölkerung und den Armutsgrad fest.
- Zudem setzen sie Charakteristiken wie die Parteizugehörigkeit der Legislative, die Partei der Bundesregierung und den Grad der Verbindlichkeit der gesetzlichen Vorgaben in einen Zusammenhang mit der (Nicht-)Verabschiedung eines Gesetzes.
Ergebnisse
- Je verpflichtender die Gesetzesvorhaben formuliert sind, desto weniger wahrscheinlich treten sie in Kraft. Als möglichen Grund vermuten die Wissenschaftler*innen, dass strengere Vorgaben weniger Handlungsspielraum lassen, gleichwohl aber mit Blick auf die Kindergesundheit zu besseren Ergebnissen führen würden.
- Gesetzesentwürfe, die sich auf Schulgärten beziehen, werden signifikant weniger wahrscheinlich verabschiedet als Gesetzentwürfe, die sich auf andere Schulthemen konzentrieren (z. B. Schulfrühstück). Zwar würden Schulgärten positiv auf Selbstwirksamkeit und Lebensmittelwertschätzung Einfluss nehmen, jedoch sei die Evidenz gering, dass sie wirklich das Ernährungsverhalten verändern können.
- Als statistisch signifikant für das Inkrafttreten zeigte sich eine hohe Prävalenz von Schüler*innen, die kein Obst oder Gemüse essen. In diesem Zusammenhang wiesen die Wissenschaftler*innen auf die positiven Auswirkungen des Healthy, Hunger-Free Kids Act (2010) hin. Mit dem Förderprogramm für kostenlose Schulmahlzeiten konnte der Obst- und Gemüseverzehr und das Ernährungsverhalten bei Kindern und Jugendlichen insgesamt verbessert werden.
- Bundesstaaten, die demokratisch regiert sind, verabschieden Gesetze eher als Bundesstaaten, die republikanisch regiert sind.
Wachsendes Forschungsfeld
In ihrem Fazit bewerten die Autor*innen das Monitoring von Gesetzesentwürfen und Gesetzen als ein wachsendes Forschungsfeld. Die Ergebnisse der Studie tragen aus ihrer Sicht dazu bei, ein vertiefenderes Verständnis politischer Legitimationsprozesse zu gewinnen. Entsprechende Analysen bieten nach Auffassung der Wissenschaftler*innen die Möglichkeit, wirksamere Gesetzesvorhaben zu konzipieren, die datenbasiert und auf die spezifische Gesundheitssituation der Menschen zugeschnitten sind.
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Quelle
Anna Weir Johnson, Alisha H. Redelfs, William Christensen, Lori Andersen Spruance, State Legislation Related to School Nutrition: Predictors of Bill Passage From 2010–2019, Journal of Nutrition Education and Behavior, 2024, ISSN 1499-4046, https://doi.org/10.1016/j.jneb.2024.03.002 (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1499404624000484)