Evaluation der Schulverpflegungsprogramme in USA und Kanada

Das Forschungskonsortium der School Meals Coalition erstellt Fallstudien zu nationalen Schulernährungsprogrammen seiner Mitgliedsstaaten. Im Sinne des gegenseitigen Lernens sollen so bewährte Verfahren dokumentiert werden. Mit den USA und Kanada haben jetzt zwei weitere Länder ihre Programme evaluiert.

Das britische Research Consortium for School Health and Nutrition und die britische Vertretung des Welternährungsprogrammes (WFP) haben als Mitglieder der weltweit aktiven School Meals Coalition (SMC) das Monitoring weltweiter Schulernährungsprogramme vorangebracht. Mit den USA und Kanada beteiligen sich jetzt zwei weitere Länder an der Evaluation und stellen ihre Berichte vor.

USA: Zentrale Zahlen und Fakten

• Ernährungsunsicherheit: Im Jahr 2021 war 10,2 % der US-amerikanischen Bevölkerung von Ernährungsunsicherheit betroffen. In 6,2 % der Haushalte litten Kinder zumindest zeitweise unter Ernährungsunsicherheit.
• Übergewichts- und Adipositasprävalenzen: Fast 23 % der Kinder im Alter zwischen 6 und 11 Jahren sind adipös, bei den Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 19 Jahren sind es fast 26 %. 3,4 % der Kinder unter fünf Jahren sind aufgrund von Nährstoffmangel wachstumsverzögert.
• Schulverpflegungsprogramme: Die beiden größten Programme zur Förderung von Ernährungssicherheit bei Kindern sind das National School Lunch Program (NSLP) und das School Breakfast Program (SBP). Beide Programme werden vom US-amerikanischen Landwirtschaftsministerium (United State Department of Agriculture, USDA) administriert. Daneben gibt es weitere kleinere Programme, etwa zur Versorgung mit Milch, Obst und Gemüse oder Programme zur Versorgung der Kinder mit Mahlzeiten während der Ferienzeiten.
• Zielsetzung und Reichweite: Ziel des NSLP und des SBP ist es, ausgewogene und kostenlose oder kostenreduzierte Mahlzeiten für Kinder an jedem Schultag zur Verfügung zu stellen. Förderberechtigt sind armutsgefährdete bzw. armutsbetroffene Kinder in Abhängigkeit des Elterneinkommens. Am NSLP nehmen 30,1 Millionen Kinder teil (2022), es wurden fast 5 Millionen Schulmahlzeiten kostenreduziert oder kostenfrei ausgegeben. Vom SPP konnten im Jahr 2022 fast 16 Millionen Kinder profitieren, etwa 2,5 Millionen Frühstücke wurden in Schulen zur Verfügung gestellt.
• Herausforderungen: Während der COVID-19-Pandemie (2020-2022) hat das USDA die einmalige Möglichkeit eingeräumt, NSLP- und SBP-Mahlzeiten für alle Schüler*innen unabhängig von ihrem Haushaltseinkommen kostenlos anzubieten.

Kanada: Zentrale Zahlen und Fakten

• Ernährungsunsicherheit: Statistiken für die zehn kanadischen Provinzen zeigen, dass etwa 16 % der Haushalte bzw. 1,4 Millionen Kinder unter 18 Jahren von Ernährungsunsicherheit betroffen sind (2021). Kinder und Jugendliche, die in sehr ländlichen Regionen leben, sind 2,7-fach häufiger betroffen als andere Kinder. Ebenfalls sind Kinder häufiger betroffen, die alleinerziehend aufwachsen (2,8-fach).
• Übergewichts- und Adipositasprävalenzen: In Kanada sind 11,8 % der Kinder unter 5 Jahren übergewichtig (2020). 30 % der Kinder und Jugendlichen im Alter von 5 bis 17 sind übergewichtig oder adipös (2017).
• Schulverpflegungsprogramme: Kanada nimmt auf der Liste der 38 reichsten Nationen (UNICEF) weltweit den 30. Platz ein. Es gibt kein landesweit organisiertes Schulverpflegungsprogramm. Unterstützung erfahren Kinder von kommunalen oder provinziellen/territorialen Regierungen, außerdem durch Programme verschiedener Bundesministerien oder Nicht-Regierungsorganisationen. Es besteht insofern Kritik an den Programmen, da sie vereinzelt und nicht aufeinander abgestimmt organisiert und konzipiert sind.
• Zielsetzung und Reichweite: Die meisten Schüler*innen bringen ein Lunchpaket von zuhause mit. Kostenlose Frühstücks- und Mittagessen-Programme konnten in den letzten Jahren ausgeweitet werden, was insbesondere die Qualität der Mahlzeiten verbessert hat. Viele Programme haben das Ziel, Schulen zur Stärkung der lokalen Wertschöpfung mit lokalen Erzeugerbetrieben zu vernetzen (Farm-to-School-Approach) – auch um Schüler*innen die Herkunft von lokal produzierten Lebensmitteln näher zu bringen. Im Schuljahr 2018/19 nahmen mindestens 1 Million oder ein Fünftel der Schüler*innen in Kanada an einem der verschiedenen Schulverpflegungsprogramme teil. Die Teilnahmequoten innerhalb der zehn Provinzen und drei Territorien variieren stark.
• Herausforderungen: Als eine der größten Herausforderungen für Schulverpflegungsprogramme in Kanada beschreibt das Working-Paper die fehlende Küchen-Infrastruktur in Schulen, um Mahlzeiten auf- oder zuzubereiten. Zudem sind die meisten Lehrkräfte nicht für Ernährungsbildung qualifiziert.

Vergleichbarkeit der Länder per standardisiertem Fragebogen

Die Wissenschaftler*innen der School Meals Coalition stellen für das weltweite Monitoring standardisierte Fragebögen mit dem Ziel zur Verfügung, weitere Länder der SMC oder darüber hinaus zu einer Erhebung zu motivieren und damit eine Vergleichbarkeit zu schaffen. Der Fragebogen erhebt folgende Daten und Fakten:

• Länderprofil (z. B. relevante Bevölkerungsdaten, Daten zu (frühkindlicher) Betreuung, Bildung und Schule, Übergewichts- und Adipositasprävalenzen, Ernährungsunsicherheit)
• Inhalte und Stand der Umsetzung von Schulverpflegungsprogrammen (z. B. Ziele und Reichweite, Qualitätsstandards, Beschaffungswesen, Bundes- bzw. bei Föderalstaaten auch Landesausgaben)
• Stand von Monitoring- und Evaluationsmaßnahmen
• Herausforderungen, Erfahrungen und gute Beispiele zum Transfer
   

Großbritannien hatte mit der Evaluation der Schulverpflegung aller vier Landesteile den Länder-Reigen eröffnet (Das NQZ berichtete). Auch Deutschland beteiligt sich an der School Meals Coalition.