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Gutachten „Gesund leben auf einer gesunden Erde“

Quelle: pixabay © artistlike

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) hat sein Hauptgutachten "Gesund leben auf einer gesunden Erde" an das Bundesumweltministerium und das Bundesministerium für Bildung und Forschung übergeben. Das Gutachten analysiert die Wechselwirkungen zwischen Natur und Gesellschaft auch im Handlungsfeld Ernährung.

In seinem aktuellen Gutachten arbeitet der Beirat Zusammenhänge zwischen dem Klimawandel und der menschlichen Gesundheit heraus. Die COVID-19-Pandemie, die massive Zunahme von Zivilisationskrankheiten und die spürbaren Auswirkungen des Klimawandels führten die Verletzlichkeit der Gesellschaft vor Augen. Ursache dieser Probleme ist die zivilisatorische Entwicklung bzw. die menschliche Lebensweise, so das Expert*innen-Gremium. Die Wissenschaftler*innen fordern daher ein fundamentales Umdenken im Umgang mit Gesundheit.

Weltweit Bedingungen für gesunde Ernährung, Bewegung und gesundes Wohnen verbessern

In seiner Vision „Gesund leben auf einer gesunden Erde“ zeigt der Beirat Maßnahmen für zentrale menschliche Lebensbereiche wie Ernähren, Bewegen und Wohnen auf, damit diese gesund und umweltverträglich gestaltet und gleichzeitig planetare Risiken bewältigt werden können. Für eine zielgerichtete Ernährungs-, Verkehrs- und Stadtplanungspolitik skizzieren die Wissenschaftler*innen unter anderem:

  • Ernährung: Eine stärker pflanzenbasierte Ernährung für alle könnte weltweit jährlich 11 Mio. vorzeitige Todesfälle verhindern und die Klimawirkung des Ernährungssystems stark reduzieren. Ziel sollte sein, die Attraktivität und Vielfalt einer ausgewogenen und nachhaltigen Ernährung basierend auf der Planetary Health Diet und die Wertschätzung von gesundheitsförderlichen und nachhaltigen Nahrungsmitteln deutlich zu stärken.
  • Bewegung: Aktive Mobilität ermöglicht mehr Bewegung im Alltag und reduziert Autoverkehr und damit Energie-, Ressourcen- und Platzverbrauch, Luftverschmutzung, Klimaschäden und Lärm. Dazu braucht es mehr Angebote für Bewegungsförderung und eine echte Mobilitätswende. So sollten u.a. die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen als Geltungsmaßstab für Städte, Infrastruktur und Mobilitätssysteme gelten.
  • Wohnen: Noch immer leben rund 1 Mrd. Menschen in Slums mit meist gesundheitsgefährdenden Lebensbedingungen, und bis Mitte des Jahrhunderts müssen für rund 2,5 Mrd. Menschen neue Siedlungsräume gebaut werden. Eine gesundheits- und umweltgerechte Stadtplanung setzt auch voraus, dass ein relevanter Anteil des Stadtraums einer gemeinwohlorientierten Nutzung vorbehalten bleibt.
  • Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sollte eine umfassende Gesundheitsperspektive im Sinne des Leitbilds „Gesund leben auf einer gesunden Erde“ stärken. BNE sollte Wissen, Sichtweisen und Kompetenzen zu Gesundheit von Natur und Mensch lebensbegleitend fördern und ermöglichen sowie zu nachhaltigem Handeln in Bildungseinrichtungen selbst anhalten und dadurch Vorbildfunktion für das tägliche Handeln entfalten.

Nachhaltigkeitspolitik ist auch Gesundheitspolitik

Die Vision sei nur mit internationaler Kooperation realisierbar und erfordere eine globale Dringlichkeits-Governance. Das Gutachten richtet sich an Entscheidungsträger*innen der internationalen Nachhaltigkeits- und Gesundheitspolitik und ist zugleich ein Diskursbeitrag für den Vorbereitungsprozess zum „Summit of the Future“ der Vereinten Nationen, der im September 2024 in New York stattfindet. Deutschland und Namibia sind im Auftrag der UN-Generalversammlung federführend für die Vorbereitung des Gipfels.

Hintergrund

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen wurde 1992 im Vorfeld der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung ("Rio-Konferenz") von der Bundesregierung als unabhängiges wissenschaftliches Beratergremium eingerichtet. Der WBGU wird gemeinsam vom Bundesforschungsministerium und vom Bundesumweltministerium finanziert.

Lesenswertes zur News

Quellen

  • Pressemitteilung vom 14.06.2023 des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz: Eine gesunde Erde ist Grundlage für unser Leben
  • Pressemitteilung vom 14.06.2023 des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen: Gesund leben auf einer gesunden Erde
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