Vor welchen Herausforderungen Lehrkräfte in Schulen stehen, erhebt die Robert Bosch Stiftung jährlich mit dem Deutschen Schulbarometer. Zum ersten Mal wurden die Lehrkräfte in diesem Jahr nach Anzeichen für Kinderarmut bei ihren Schüler*innen gefragt. Im Ergebnis nehmen sie erkennbare Indizien für Kinderarmut in allen Bevölkerungsschichten wahr.
Besonders deutlich zeigt sich Kinderarmut aber in sozial benachteiligten Lagen. Neben den Sorgen um die finanzielle Situation der Eltern beobachtet jede dritte Lehrkraft, dass Schüler*innen häufiger Schulmaterialien fehlen und sie ohne Frühstück in die Schule kommen. Während im Durchschnitt 30 % der Kinder und Jugendlichen ohne Frühstück in die Schule kommen, sind es in sozial benachteiligten Lagen mehr als die Hälfte (54 %). Auch besuchen weniger Kinder und Jugendliche außerschulische Lernorte wie Musikschulen und Vereine. Sie nehmen auch seltener an mehrtägigen Schulausflügen teil.
Schulverpflegung trägt zur Gesundheitsförderung bei
Kinder und Jugendliche brauchen ausgewogene und schmackhafte Mahlzeiten, um in der Schule konzentriert und lernfähig zu sein. Eine gesundheitsförderliche Schulverpflegung ist ein wichtiger Baustein in der täglichen Ernährung von Schülern und Schülerinnen. und kann bis zu 25% ihres Energiebedarfs bzw.- bis zu 70% des Nährstoffbedarfs abdecken. Mit einer empfehlungsgerechten Schulverpflegung können Kinder und Jugendliche bis zu 40 % des Richtwertes für die Gesamtenergiezufuhr decken (25 % Mittagsverpflegung, 15 % Zwischenverpflegung). Die Gemeinschaftsverpflegung in Schulen erreicht darüber hinaus Kinder und Jugendliche aus allen gesellschaftlichen Schichten und trägt zu einer gleichberechtigten Teilhabe bei. Über diese Versorgungsperspektive hinaus ist das Essen in der Schulmensa auch ein Handlungsfeld für gesundes und nachhaltiges Ernährungslernen.
Weitere zentrale Ergebnisse des Deutschen Schulbarometers im Überblick:
- Verhalten der Schüler*innen: Als größte Herausforderung beschreiben die Lehrkräfte das Verhalten der Schüler*innen (34 %), gefolgt von der eigenen Arbeitsbelastung und dem Zeitmangel (31 %). Die Zusammenarbeit mit den Eltern geben 17 % als größte Herausforderung an.
- Entwicklungen bei Verhaltensweisen von Schüler*innen: Im Vergleich zur Umfrage in 2022 beobachten Lehrkräfte Konzentrationsprobleme als gleichbleibend (81 %; 2022: 80 %). Mehr als drei Viertel der Lehrkräfte (79 %) sehen bei den Schüler*innen einen übermäßigen Onlinegebrauch. Bei jeder*jedem dritten Lernenden nehmen die Lehrkräfte Ängste wahr (31 %).
- Lehrkräftemangel: 38 % der befragten Lehrkräfte arbeiten zurzeit in Teilzeit, davon doppelt so viele Frauen (46 %) wie Männer (21 %). Zwei Drittel der Frauen und Männer (62 % bzw. 63 %) können sich unter bestimmten Voraussetzungen vorstellen, ihr Deputat aufzustocken. Für fast die Hälfte der weiblichen Lehrkräfte (44 %) ist dafür die Voraussetzung, dass sie privat weniger Betreuungsaufgaben in der Familie erledigen müssten (Care-Arbeit). Für ein Viertel der Lehrkräfte (26 %) ist es notwendig, dass sich die Betreuungssituation der eigenen Kinder verbessert oder gewährleistet werden kann.
- Stand der Digitalisierung: Die Hälfte aller Lehrkräfte sieht großen Verbesserungsbedarf in der technischen Ausstattung der Schule (50 %; in sozial benachteiligter Lage: 61 %) sowie in der technischen Ausstattung der Schüler*innen zu Hause (50 %; in sozial benachteiligter Lage: 70 %). Der Investitionsstau wird überdurchschnittlich höher an Förderschulen eingeschätzt. Auch Schulen in sozial benachteiligter Lage, die oft in finanzschwachen Kommunen liegen, sind weitaus schlechter technisch ausgestattet.
Hintergrund
Mit dem Deutschen Schulbarometer lässt die Robert Bosch Stiftung seit 2019 regelmäßig repräsentative Befragungen zur aktuellen Situation der Schulen in Deutschland durchführen. Für die aktuelle Ausgabe wurden zwischen dem 13. und 23. Juni 2023 insgesamt 1.032 Lehrkräfte an allgemein- und berufsbildenden Schulen in Deutschland vom Meinungsforschungsinstitut forsa befragt.
Lesenwertes zur News
Quellen
- Pressemeldung der Robert Bosch Stiftung vom 20. September 2023 zum Deutschen Schulbarometer: Immer mehr Kinder sorgen sich um finanzielle Situation ihrer Familie
- NQZ-Artikel: Ernährung in der Schule