Kleinkind sitzt im Planschbecken und spielt mit Seifenblasen.
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Nudging in der Kitaverpflegung

Quelle: pixabay © JillWellington

Nudging-Maßnahmen lassen sich ohne viel Aufwand in der Kitaverpflegung umsetzen. Das zeigt eine Studie der Hochschule Albstadt-Sigmaringen. Kita-Kinder werden dadurch motiviert, sich für gesundheitsförderliche Speisen zu entscheiden.

Nudging ist ein effektives Instrument, eine gesundheitsförderliche Ernährung zu unterstützen. Beispiele aus Schulmensen oder Betriebskantinen zeigen, dass mit gezielten Impulsen, den sogenannten Nudges, eine gesündere Speisenauswahl gelenkt werden kann. Weil bisher umfassende Empfehlungen für Nudging-Maßnahmen in der Kitaverpflegung fehlten, haben Wissenschaftlerinnen der Hochschule Albstadt-Sigmaringen anhand definierter Kriterien eine Literatur-Analyse belegter Nudges anderer Lebenswelten vorgenommen und ihre Anwendungsmöglichkeiten auf das Setting Kita geprüft. Dabei berücksichtigten sie auch den Einflussbereich von Kita-Personal, Träger und Speisenanbieter. In einem zweiten Schritt wurden die potenziell für die Kita geeigneten Nudges mit sechs ausgewählten Kitas in Baden-Württemberg diskutiert.

Die Studie zeigt, dass sowohl speisenbezogene als auch umfeldbasierte Nudges dazu geeignet sind, Auswahl und Akzeptanz der Speisen positiv zu beeinflussen. Sie können außerdem die Verzehrmenge gesundheitsförderlicher Lebensmittel wie Obst und Gemüse steigern. Die Arbeit ist Teil des vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Projekts Start Low.

Ausgewählte Ergebnisse im Überblick

  • Nudging-Maßnahmen mit Speisenfokus: Ein regelmäßiges sowie wiederholtes Anbieten von unbeliebten oder unbekannten Lebensmitteln erhöht die Verzehrbereitschaft. Bei Gemüse zeigt sich, dass der Konsum durch ein Angebot als Vorspeise ohne konkurrierende Lebensmittel gesteigert werden kann. Als hilfreich erweist sich außerdem ein leichter Zugang für jedes Kind (z. B. Rohkostteller in der Tischmitte) sowie eine optisch ansprechende und abwechslungsreiche Darbietungsform.
  • Nudging-Maßnahmen durch zugehörige Gegenstände im direkten Umfeld: Eine attraktive Benennung der Speisen oder ein bebildeter Speiseplan kann das Verzehrinteresse der Kinder wecken und zur Ernährungsbildung beitragen. Der spielerische Einbezug der Kinder z. B. durch Sinnesschulungen führt zudem dazu, dass Kinder sich gegenüber unbekannten Lebensmitteln offener zeigen. Eine selbstbestimmte Auswahl der Speisen ist den üblicherweise stark strukturierten Ess-Situationen in Kitas vorzuziehen. Kinder werden so mit mehr Selbstbestimmung in ihrem Essverhalten gestärkt und für eigene Hunger- und Sättigungssignale sensibilisiert.
  • Nudging-Maßnahmen im weiteren Umfeld: Im weiteren Umfeld nimmt die Gestaltung des Speiseraumes hinsichtlich Beleuchtung, Raumfarbe, Raumtemperatur und Raumgröße Einfluss auf das Essverhalten und die Speisenauswahl. Sogar die Anordnung von Tischen bzw. Tischgemeinschaften bestimmt unbewusst das Essverhalten. Die Schaffung einer angenehmen und einladenden Atmosphäre reduziert Stress und Hektik und lenkt den Fokus auf die Speisen.

Ganzheitliches Verpflegungskonzept für mehr Akzeptanz

In einer Sammlung von Nudging-Maßnahmen beschreiben die Wissenschaftlerinnen konkrete Umsetzungsideen, die sich an verantwortliche Kita-Akteure richten. Diese Maßnahmen machen die Notwendigkeit ganzheitlicher und im Verpflegungskonzept verankerter Ansätze deutlich, so die Fachleute. Gleichzeitig halten sie den Einbezug der Kinder durch Ernährungsbildungs- und Partizipationsmaßnahmen und ihre Verankerung in bestehende Alltagsroutinen für wesentlich.

Lesenswertes zur News

Quelle

Fromm J-A, Winkler G, Maier-Nöth A, Warschburger P, Klingshirn A: Nudging in daycare catering. An overview of interventions to promote healthy eating. Ernahrungs Umschau 2023; 70(8): 94–101. Open access: The English version of this article is available online: DOI: 10.4455/eu.2023.014