Eine Langzeitstudie der Universität Bonn misst die Zuckerzufuhr von Kindern und Jugendlichen. Eine aktuelle Auswertung zeigt: Seit 2010 sinkt die Zuckerzufuhr zwar kontinuierlich, liegt aber immer noch über der von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Menge.
Hohe Mengen an Zucker in der Ernährung werden als Risikofaktor für Übergewicht und chronische Erkrankungen diskutiert. Für ihre Analyse nutzten die Forscherinnen der Universität Bonn die Daten der „Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed“ Kohortenstudie (DONALD). Seit 1985 sammelt die Studie detaillierte Informationen zu Ernährung, Stoffwechsel, Entwicklung und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Einmal jährlich wiegen und dokumentieren die Teilnehmenden an drei aufeinanderfolgenden Tagen alles, was sie essen und trinken. Die Ernährungsprotokolle werden mithilfe einer Nährstoffdatenbank ausgewertet.
Für die aktuelle Auswertung konzentrierten sich die Wissenschaftlerinnen auf die Aufnahme von freiem Zucker. Als freien Zucker definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) jeglichen Zucker einschließlich Honig, Sirup und Fruchtsaftkonzentraten, der vom Hersteller oder bei der Zubereitung von Speisen oder Getränken im Haushalt zugesetzt wird. Auch Zucker, der von Natur aus in Säften enthalten ist, zählt dazu.
Unterschiede in den Altersgruppen
Die Fachleute werteten fast 4.300 der Protokolle von 751 Kindern und Jugendlichen im Alter von drei bis 18 Jahren aus, die zwischen 2010 und 2023 erfasst worden waren. Im Ergebnis zeigt die Studie, dass die Zufuhr an freiem Zucker weiterhin rückläufig ist. Dennoch liege die tägliche Aufnahme im Durchschnitt noch immer über der Empfehlung der WHO und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die maximal zehn Prozent der Gesamtenergiezufuhr pro Tag empfehlen, so die Wissenschaftlerinnen.
- Der Wert für die Tagesenergieaufnahme durch freien Zucker ist von rund 16 Prozent in 2016 auf jetzt 11,7 Prozent gesunken. Als Grund vermuten die Forscherinnen ein gestiegenes Bewusstsein für die gesundheitlichen Folgen des Zuckerverzehrs, etwa von bestimmten zuckerhaltigen Lebensmitteln oder von mit Zucker gesüßten Getränken.
- Es bestehen Unterschiede in den Altersgruppen: Insbesondere Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 14 Jahren zeigen eine relativ hohe Aufnahme von freiem Zucker um 15 Prozent. Mit zunehmendem Alter nimmt die Zufuhr deutlich ab.
Tatsächliche Zuckeraufnahme wahrscheinlich höher
Die Forscherinnen weisen darauf hin, dass der Zuckerkonsum wahrscheinlich höher ist, als die Daten der Studie nahelegen. So bestehe die Gefahr einer Untererfassung aufgrund des Selbstberichts durch die Proband*innen. Außerdem ist die Studie nicht repräsentativ, da aufgrund des umfangreichen Studiendesigns eher Familien mit höherem sozio-ökonomischem Status teilnehmen, bei denen ein tendenziell stärkeres Bewusstsein für Ernährungs- und Gesundheitsfragen zu erwarten ist, so die Wissenschaftlerinnen. Die Ergebnisse stützten die Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten des Bundes, den Zuckergehalt von Frühstückscerealien, gesüßten Milchprodukten, Erfrischungsgetränken und Fruchtgetränken um mindestens 15 Prozent zu reduzieren.
Einen maßvollen Umgang mit Zucker finden
Zu den verhältnispräventiven Maßnahmen gehört ebenfalls, schon in Kita und Kindertagespflege auf das Angebot von Lebensmitteln mit hohem Zuckeranteil zu verzichten. Wenn bereits kleine Kinder häufig Süßigkeiten oder süße Lebensmittel verzehren, tritt im Laufe der kindlichen Entwicklung eine Gewöhnung an den Süßgeschmack ein. Gerade viele hochverarbeitete Lebensmittel, die auch in der Kitaverpflegung zum Einsatz kommen, enthalten unter anderem zu viel Zucker. Problematisch ist der Verzehr von Süßigkeiten und süßen Speisen auch, weil damit ein Großteil des Energiebedarfes gedeckt wird und für nährstoffreiche Lebensmittel wenig Appetit übrigbleibt. Wie KiTas einen maßvollen Umgang mit Zucker zu besonderen Anlässen finden können, beschreibt der multimediale Leitfaden „Vorsicht Zucker – Wie viel Süßes ist erlaubt?“ für Fachkräfte in Betreuungseinrichtungen. Weitere Informationen hier.
Lesenswertes zur News
Quelle
- Pressemitteilung der Universtität Bonn vom 12. August 2024